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Taiwa … unter vier Augen

Taiwa ist ein Gespräch unter vier Augen, während dem man Fragen zur Praxis, Hindernisse und Schwierigkeiten und/oder die eigenen Lebensthemen besprechen kann. Jenseits möglicher Fragestellungen im Mondo, im Beisein der Sangha, beim Tee oder des Austauschs zwischen Tür und Angel (in der Umkleide etc.), schaffen wir so zusätzlich Raum für ein vertrauliches Gespräch. Es ist ein Raum, in dem sich zwei Übende begegnen, als Gastgeber oder als Gast. Der zeitliche Rahmen wird dabei begrenzt sein, um möglichst direkt zum Kern der Sache zu gelangen. So ist Taiwa eine gute Gelegenheit die eigene Praxis zu vertiefen, in dem wir uns im Zuhören üben und gleichzeitig unsere Fragen und Antworten verfeinern. Manchmal geht es vielleicht auch einfach darum, sich auszuhalten.

Taiwa ist freiwillig und doch empfehlenswert. Es findet während des regulären Zazen in einem Nebenraum statt.

Johanna Ho Ka bietet Taiwa während der Zen Tage Offene Weite im Kô Getsu An an. Im San Bo Dojo gibt es Taiwa, immer am 1. Donnerstag eines Monats, mit Patrick Ho Kai.

Linji und die alte Frau, die den Ochen antreibt

Es war ein grossartiges Zazenkai „Frauen im Zen“ am Abend des 21.10.2022 im Kô Getsu An.

Das Koan, welches dem Buch „Das verborgene Licht“ entnommen wurde, lautet:

„Linji und die alte Frau, die den Ochsen antreibt“

Meister Linji suchte Meister Bingdian An auf. Auf dem Weg dorthin begegnete ihm eine alte Frau, die einen Ochsen aufs Feld trieb. Linji fragte sie: „Welches ist der Weg, der zu Bingdian führt?“ Die Frau schlug den Ochsen mit ihrem Stock und sagte: „Dieses Tier. Es läuft überall hin, ohne den Weg überhaupt zu kennen“. Linji wiederholte: „Ich habe dich etwas gefragt. Welches ist der Weg, der zu Bingdian führt? Die Frau sagte: „Dieses Biest! Es ist fünf Jahre alt und kann immer noch nicht dazu gebracht werden, sich nützlich zu machen. Linji sagte zu sich: „Wenn du von dem Menschen, den du vor dir hast, etwas erfahren willst, beobachte zuerst, was er tut“. Und er hatte das Gefühl, dass ein Stolperstein aus dem Weg geräumt war. Als er bei Meister An eintraf, fragte dieser ihn: „Ist dir meine Schwägerin begegnet?“ Linji sagte: „Ja, ich wurde bereits von ihr an die Kandare genommen“.

Mit Zazen und drei Stellvertreter*innen haben wir im „Koan-Worldcafe“ das Koan erforscht, sind nacheinander in die drei Positionen der Geschichte eingetaucht, um am Ende aus drei unterschiedlichen Perspektiven bei uns selbst anzukommen.

Dabei begleiteten uns Fragen wie „Ist es möglich, dem launischen Geist beizubringen, auf dem Dharma-Weg zu bleiben?“, „Wie heißt Dein innerer Ochse?“ und „Wenn Du einer Fremden begegnest, woran erkennst Du, ob es eine Lehrerin ist?“

Danke an Johanna To Jaku für diese wunderbar bunte Methodenvielfalt und kreative Heranführung an die Koan Arbeit und das eigene Erleben.

Sesshin mit Muhô im Kô Getsu An

Weil dir der Weg im Weg ist, wird dieser Ort ganz klar, weil dir das Erwachen im Weg ist, wirst du ganz zu dem, der du bist“ (Dogen)

Das Wochenende mit Muhô im Kô Getsu An war eine wunderbare Erfahrung, auch wenn das ungewohnt lange Sitzen im Antaiji Stil nicht nur angenehm war. Ich höre diejenigen, die dabei waren, jetzt gerade kurz auflachen, denn den meisten wird es ähnlich gegangen sein. Die vielen Stunden Zazen, die Erschöpfung, die Verzweiflung, das Aufgeben, Wechselbäder von Gefühlen, all das geht an die Substanz. Im Anschluss an das Sesshin drang von verschiedenen Seiten die Frage an mein Ohr, die ich mir zwischendurch auch gestellt habe, „Warum?“ Meine Antwort finde ich am nächsten Abend, während des Zazen, „Genau darum!“

Und plötzlich ist da dieses Feuer auf Deinem Kopf?!

Wie kann ich dieses Feuer löschen? Der Weg, Zazen steht mir im Weg, fordert mich heraus, Kontrolle scheint unmöglich. Darüber nachgedacht hatte ich im Vorfeld schon, doch die Erfahrung ist wieder etwas anderes. Der Impuls, einfach wegzugehen, zurück zu der Person, die ich gerne wäre, die sich im Leben und in seinen Rollen eingerichtet hat. Der Mann, der Vater, der Mönch, all das hilft nun nicht mehr weiter. Und so zerfallen die Bilder, die ich mir von mir selbst und meiner Praxis mache. Vieles davon habe ich bis heute natürlich längst wieder aufgesammelt, doch ich glaube, es ist wichtig, die eigenen Routinen immer wieder zu durchbrechen, um Raum zu schaffen für Neues.

Zum Ende des Sesshins schenkte uns Muhô ein Teisho zu Dogen´s Tenzo Kyokun. Dies passte nicht nur deshalb so wunderbar, weil wir, nach gerade mal etwas mehr als einem Jahr, bereits viele Zutaten (Mangold, Tomaten, Äpfel, Kapuzinerkresse usw.) aus dem Garten des Kô Getsu An für die gemeinsamen Mahlzeiten nutzen konnten. Dogen´s Verschmelzung von Alltags- und Zenpraxis in der Rolle des Klosterkochs bot Muhô an praktischen Beispielen dar, in denen wohl jeder und jede etwas für sich entdecken konnte. „Wie kultivieren wir die drei Herzen des Kochs?“, „Sortiere ich den Reis aus oder den Sand?“, egal was wir von diesem Sesshin mitnehmen, eine Frage oder eine Antwort, wir alle teilten eine intime Erfahrung von Gemeinschaft und Stille, in den Grenzregionen dieses Körper-Geistes.

Danke an Muhô, Johanna (Tenzo) und die Küchencrew und die Sangha.

Samu und Soji

… sind ein Bindeglied zwischen der Praxis im Dojo und unserem Alltag und daher ein wichtiger Bestandteil der Zen-Übung. In der konkreten Handlung erfahren wir unsere Beziehung mit den Dingen. Wenn wir einen Gegenstand sauber machen, nehmen wir ihn in die Hand, reinigen ihn und setzen ihn dann wieder an seinen Platz. Dadurch drücken wir unsere Wertschätzung und Dankbarkeit aus.

Das gemeinsame Arbeiten im Haus (Soji) oder im Garten (Samu) eint uns als Sangha, da wir alle zusammen daran mitwirken, unsere Orte der Praxis sauber und klar zu halten. Die manchmal auch anstrengende Arbeit im Garten hilft uns unsere Körper nach langem Sitzen wieder in Bewegung zu bringen und geistige Prozesse auch körperlich „durchzuarbeiten“.

Der Kô Getsu An bietet die wunderbare Möglichkeit, Zeit in und mit der Natur zu erleben und die Praxis des Weges zu gestalten. Manchmal würden wir vielleicht lieber Pause machen, als Gemüse zu schneiden, den Hof zu fegen oder die Toiletten zu reinigen. Sich mit einem kleinen Läppchen jedem Quadratzentimeter seiner Umgebung zu widmen, reinigt jedoch auch den Geist und bietet uns Erholung in anderer Form. Gerade „nur dies“ zu tun, was mir vom Samu-Verantwortlichen aufgetragen wurde, befreit mich von den ewigen Überlegungen und Bewertungen, dem Mögen und Ablehnen.

Im Soji/Samu erschaffen wir einen friedlichen Ort. Wir alle gestalten diesen Ort und doch kommt es nicht auf uns an, wie Muhô gerne zu sagen pflegt…

Johanna´s Ordination zur Zen-Nonne

Nachdem ich 2005 die Zuflucht zu Buddha, Dharma und zur Sangha genommen habe und als Laienschülerin ordiniert wurde, empfing ich am Pfingstsonntag, dem 05. Juni 2022, von Zenmeister Christoph To Toku Rei Ho Hatlapa die Vollordination als Nonne.
Zur Ordination habe ich den Namen TO JAKU erhalten. To steht für Pfirsichblüte und bekräftigt meine Zugehörigkeit zum Tempel To Gen Ji. Jaku bedeutet Stille.

Mein Dharmaname lautet nunmehr TO JAKU HO KA.
Ho Ka ist mein Dharmaname, den ich zur Laienordination erhielt und bedeutet Gipfel und Blume.

Christoph sagt, damit bin ich jetzt eine „Profinonne“. Das heißt aber nun gerade nicht, dass meine Praxis in irgendeiner Weise professioneller oder wertvoller ist, als sie vorher als Laienordinierte war. Es ist vielmehr ein erneuertes Versprechen an mich selbst und an die Sangha, mein Leben und Wirken voll und ganz in den Dienst von Buddha, Dharma und Sangha zu stellen.

Die Zeremonie, die am Pfingstsonntag in meinem Muttertempel, dem To Gen Ji in Steyerberg stattfand, war sehr bewegend. Ich hatte das große Glück, dass ein junger Mann chinesischer Herkunft, der in China mit der Chan Praxis begonnen hatte und zur Zeit in Kassel studiert, an diesem Tag im To Gen Ji Zuflucht nahm zu Buddha, Dharma und zur Sangha. So war die Zeremonie nicht nur generations- sondern auch traditionsübergreifend. Einmal mehr erfüllte mich Christophs wertschätzende und offene Haltung, die er in seinem Teisho über die in China wieder aufblühenden Chan Praxis vermittelte, mit Freude.

In unserer Tradition lesen wir zur Zufluchtnahme die ersten fünf Silas und zur Laien- und Vollordination auch die weiteren fünf Silas. Unser chinesischer Gast las also die ersten fünf Silas, „die fünf wunderbaren Übungen der Achtsamkeit“ nach einer Übersetzung von Thich Nhat Hanh vor, und ich die weiteren fünf Silas, „die fünf weitergehenden Tugendempfehlungen für Mönche, Nonnen und Laienschüler“ in der mich sehr berührenden Version von Christoph Hatlapa vor.

Alle Vorhaben, nicht zu rührselig zu werden, musste ich schnell über den Haufen werfen. Jedes Wort strömte in einer Wahrhaftigkeit durch mich durch und machte mir den Ernst der Lage bewusst. Da saß ich nun im To Gen Ji, dem von so vielen fleißigen Händen gebauten und gepflegten Pfirsichblüten Tempel – inmitten alter und neuer Zenbrüder und -schwestern, mit denen mich wundervolle, auch aufwühlende und schwierige Erfahrungen verbinden, um mein Versprechen unter (nicht nur meinen) Tränen zu erneuern, diesen Empfehlungen mit aller Kraft zu folgen.

In der 6. Empfehlung heißt es:
„Nicht über die Fehler anderer reden.
Des Leides für die Gemeinschaft bewusst, das durch Reden über die Fehler anderer entsteht, seien es Ordinierte oder Laien, gelobe ich, allen Angehörigen der Sangha zu jeder Zeit mit tiefem, von Herzen empfundenen Respekt zu begegnen. Ich bin entschlossen, jedwedem Klatsch und Tratsch den Boden zu entziehen und Wege zu finden, das Gruppenwesen der Sangha in jedem Mitglied zu achten und zu ehren. Wenn Gedanken der Kritik und Beurteilung anderer in mir auftauchen, bin ich mir darüber im Klaren, dass ich selbst Einfühlung brauche, und dass mich meine Urteile vom lebendigen Leben abtrennen. Ich finde Wege, durch meditative Selbsteinfühlung oder indem ich andere um mitfühlende Anteilnahme bitte, dafür zu sorgen, dass ich meine unerfüllten Bedürfnisse wahrnehme und deren Schönheit mit meinem Herzen sehe. Ich bin mir bewusst, dass ich damit den Gemeinschaftsgeist stärke und zur gegenseitigen Ermutigung beitrage.(…)“

Beim lauten Vorlesen traf mich mit voller Wucht die Schönheit dieser Worte, als wenn ich sie zum ersten mal höre. Ich bin zutiefst dankbar, in Christoph einen Lehrer zu haben, der mich schon so lange auf meinem spirituellen Weg begleitet. Der unermüdlich mit Hingabe und seinem Herzblut unsere Sangha und jedes einzelne Gruppenmitglied unterstützt und mit weisen Worten und Taten den Gemeinschaftsgeist fördert. Jedem Gruppenmitglied der Choka Sangha bin ich dankbar für den Mut, sich ehrlich und aufrichtig miteinander auf den Weg zu machen und dabei nicht nur die eigene spirituelle Entwicklung sondern auch den des Gruppenwesens, alle Tiere und Pflanzen um uns herum einschließend, im Sinn zu haben. Diese Haltung möge auch mein Handeln und Wirken für unsere örtliche Sangha rund um das Bonner San Bo Dojo und unser Kô Getsu An in Blankenbach führen.

Mir liegt das Wohlergehen unserer Sangha sehr am Herzen. Ich bin mir bewusst, dass wir uns dabei mit der Praxis beider großer Zen Schulen, der Soto Schule und der Rinzai Schule, unter einem Dach, großen Herausforderung hingeben. Unter diesen Bedingungen den Gemeinschaftsgeist zu pflegen und zu hegen, dabei nicht in den Vergleich und in die Beurteilung der manchmal unbequem (z.B. zur Wand sitzen) oder unlogisch (warum nur ein so langes Run Up beim Han schlagen?) erscheinenden Rituale und damit der alltäglichen Praxis zu gehen, ist gerade im alltäglichen „klösterlichen“ Tun nicht gerade einfach.

Ich bin überzeugt, dass uns das Handeln im alltägliche Geist dabei eine große Unterstützung und ein Tor ist, dass ich gerne weit offen halte: gemeinsam Gartenbeete bestellen, Apfelkompott kochen, Holz hacken (und dafür vorher einen Ofen einbauen), Wasser holen (oder dafür eine Bewässerungsanlage bauen), Kartoffeln groß ziehen, sie schälen und gemeinsam aufessen, das Haus reinigen – diese alltäglichen gemeinsamen Aufgaben sind für alle gleich, bringen uns zusammen, verbinden uns miteinander. Ich bin zutiefst dankbar, hier einen Ort gefunden zu haben, an dem diese gemeinschaftliche Praxis sich natürlich entwickeln kann. Dabei wird mir meine Verbindung zu Christoph als meinem spirituellen Lehrer und meinem Muttertempel To Gen Ji Kraft geben, aber auch meine Bereitschaft zur Unterstützung der Choka Sangha in Steyerberg unerschütterlich sein.

Während des Pfingst-Sesshin hat Johanna ihre Ordination zur Zen-Nonne im To Gen Ji in Steyerberg empfangen.

Zum Abschluss der Ordination bekräftigte ich meine Entscheidung durch das Vortragen unseres Tempelmanifests (https://choka-sangha.de/tempelmanifest), das unsere Haltung und unser Handeln im Tempel To Gen Ji leitet. Von Herzen und ohne Einschränkung gilt diese Haltung für mich persönlich auch für meinen Einastz für die Praxisorte in Bonn und Blankenbach.

Möge mein Wirken als „Profinonne“ zur stillen Kraftquelle des Gruppenwesens werden.

Johanna To Jaku Ho Ka

Sesshin mit Christoph Rei Ho Hatlapa im Kô Getsu An

„Der Mond schaut freundlich auf die Einsiedelei“

Die Einsiedelei klarer Mond macht ihrem Namen wieder alle Ehre und so erhellte der Vesakh-Mond* an diesem Wochenende die Umgebung des Kô Getsu An und unseren Geist. Beim Sesshin mit Christoph Rei Ho Hatlapa konnten wir eben diesen Herz-Geist berühren und es war schön zu erleben, wie unsere Gruppe in der Übung von Kooperation, Mitgefühl und Nachsicht mehr und mehr zu einem Körper wurde. Diese Erfahrung ist gerade in Zeiten der Konfrontation und der kriegerischen Auseinandersetzungen ein wichtiger Anstoss für ein Umdenken und ein Erwachen.

An jedem Tag gab es Dokusan sowie ein Teisho von Christoph. In einem seiner Vorträge erläuterte er u.a. am Model des Kreises die Entwicklungphasen des Menschen, die sich auch auf die Zen-Übung anwenden lassen. Die einzelnen Abschnitte bergen immer die Möglichkeit eines Erwachen und einer Transformation ebenso, wie den Hang zu einer neuen Anhaftung. Nach einer Phase der Orientierung folgt meist eine Phase der Rebellion und des Widerstands gegen das Alte. Gehen wir durch diese Phase, kommt es zur Phase der Entsprechung, in der wir Zeit und Ort in angemessener Weise begegnen. Die nächste Entwicklung führt zum „Götterblick“, der Erkenntnis des „Alles ist Eins“. Von hier aus müssen wir allerdings weitergehen und wieder in die Welt des „Wassertragens und Kartoffelschälens“ eintreten, in der Berge wieder Berge und Flüsse wieder Flüsse sind. In diesem Zusammenhang sprach Christoph über die Vergänglichkeit als einem Schatz, aus dem Leben erst geschehen kann. An anderer Stelle ließ er in wunderbarer Weise auch wieder einen der alten Zen-Meister (Toksan) lebendig werden.

Tiefe Stille, kraftvolle Rezitationen und geschäftiges Treiben wechselten an dem Wochenende einander ab. Im Samu wurde viel in Haus und Garten geputzt und gewerkelt und die Tenzo versorgte uns mit etlichen guten Zutaten aus dem Garten, die landläufig als „Unkraut“ (Giersch, Gartenmelde) wahrgenommen werden und doch lecker und nahrhaft sind. Christoph´s neu entdeckte Leidenschaft für das Tuschezeichnen beschenkte uns am Ende des Sesshins dann noch mit je einer Kaligrafie.

Dankbarkeit mischt sich schon jetzt mit grosser Vorfreude auf das nächste Sesshin mit Christoph Rei Ho Hatlapa im Ko Getsu An im November 2022.

Gleichzeitig sei hier auf das traditionelle Pfingstsesshin mit Christoph Rei Ho Hatlapa im Tempel der Choka Sangha in Steyerberg hingewiesen.



* Zum Vollmond im Mai (16.05.2022) wird in vielen buddhistischen Traditionen der Geburt, dem Erwachen und dem Tod Buddhas gedacht. Im Zen ist kanbutsu-e (灌仏会) ein Feiertag zur Geburt Buddhas und gehört neben den Feierlichkeiten zum Tod des Buddha (nehan-e 涅槃会) am 15. Februar und dem Fest zur Erleuchtung des Buddha (jōdō-e 成道会) am 8. Dezember zu den drei großen buddhistischen Feiern in Japan.

Zen und Sensory Awareness

Vom 29.04. bis 01.05.2022 findet im Kô Getsu An (Zen Haus Blankenbach, bei Bonn) unser Zen und Sensory Awareness Workshop mit Stefan Laeng und Patrick Ho Kai Damschen statt.

Hier ein kleiner Film, mit Bildern von vergangenen Workshops in der Dorfschule Hesseln und dem Zen Zentrum Johanneshof im Schwarzwald.

Infos zum kommenden Workshop findet Ihr hier

1000 Orte der Stille

Mit 1000 Orte der Stille haben Angelika und Lars Segelke aus Bremen eine Webseite ins Leben gerufen, die spirituelle Orte, Lehrer*innen, Veranstaltungen etc. sichtbar machen möchte. Sie schreiben „Unser Ziel ist es, eine „Kultur der Stille“ zu fördern und dafür Transparenz über das bereits bestehende Netzwerk an Orten und Angeboten zu schaffen, so dass diese nach außen hin wahrnehmbarer und verfügbarer werden“.

Das San Bo Dojo und der Kô Getsu An sind nun ebenfalls auf dem Portal vertreten.

Die Umstände zulassen

Teisho zum Sesshin mit Peter Shokan Jansen, Kô Getsu An, 03-2022

Eines Tages fragte ein Mönch Meister Daizui Honshin: „Wenn das ewige Feuer kommt und das Ganze Universum zerstört, wird dann mein Geist ebenfalls zerstört oder nicht?“

Meister Daizui Honshin antwortete: „Es wird zerstört werden.“

Der Mönch erwiderte: „Sollte man dann die Umstände zulassen?“ und der Meister antwortete: „Ja, lass sie zu“.

Dieser Mönch hier scheint in Sorge zu sein über ein ewiges Feuer, was den Tod vieler Menschen und auch seinen eigenen Tod bedeuten könnte.

Seit über 14 Tagen bin ich mit meinen Gedanken immer wieder bei den Menschen in der Ukraine. Ich sitze vor einem Feuer, dass direkt vor meiner Haustür brennt. Und auch, wenn sich das Gedankenkarussel während unserer Zeit hier im Sesshin langsamer dreht, bin ich doch in Sorge um die Entwicklungen in der Welt. Sei es durch Hilflosigkeit, Frustration oder einfach gnadenlose Selbstüberschätzung, die Gefahr einer nuklearen Bedrohung könnte dieses Feuer schnell zu einem noch größeren Feuer werden lassen. In Echtzeit verfolge ich die Eskalation dieses Krieges am Handy, die Nachrichten und versuche die verschiedenen Eindrücke zu sortieren, die über so viele Kanäle auf mich einwirken. Manchmal macht mich diese Fülle an Informationen hilflos, ja ohnmächtig. Der Geist will Position beziehen, will keine Angst haben, will das richtige denken und tun. – „Sollte man die Umstände zulassen?“ Was könnte ich überhaupt tun? Wenn ich feststelle, wie wenig ich tatsächlich weiß und wie begrenzt mein Einfluss ist, verwandeln sich Angst und Sorge schon mal in Wut und schon bin ich selbst mitten im Krieg.

Der Mönch fragt aus seiner subjektiven Perspektive heraus. Was kann ich tun? Wie wird das alles enden?

Wie können wir unser Herz und unseren Geist beruhigen und klar auf die Dinge schauen, um wenn nötig, Entscheidungen zu treffen?

Das Holz vor der Zendo trägt die Schriftzeichen „mujô“ (無常) und ruft uns dazu auf, uns immer wieder mit dem universellen Gesetz der Unbeständigkeit zu beschäftigen. Die Zerstörung des gesamten Universums ist eine Tatsache. Das ewige Feuer meint eben diese Vergänglichkeit, das ständige Werden und Vergehen.

Gut und Böse, alles wird vergehen.

Haben wir Sorge, wenn dies auch unseren eigenen Geist, unser eigenes Leben betrifft?

Ich möchte nicht das meine Worte zynisch klingen oder das Leid der Menschen in der Ukraine und auch der russischen Soldaten relativieren. Doch ich möchte Vertrauen üben in die objektive Perspektive des Meisters, der sagt: „Ja, es wird zerstört“ und „Ja, lass die Umstände zu“.

Wenn wir uns selbst betrachten, stellen wir fest, wie dieses ewige Feuer, von dem der Mönch spricht, auch in uns wirkt. In jedem Augenblick geschieht Wandel, Leben und Sterben. Wir haben darauf keinen Einfluss, wir können die Vergänglichkeit nicht aufhalten.

Wie können wir uns mit dieser Tatsache aussöhnen?

„Die Umstände zulassen“ ist ein berühmter Ausspruch von Meister Joshu. Er rät uns, den universellen Gesetzen zu folgen und nicht zu versuchen, die Wirklichkeit unseren Vorstellungen anzupassen.

Frieden finden wir nur im Kontakt mit der Wirklichkeit, wie sie sich hier und jetzt zeigt. An diesem Ort.

„Die Umstände zulassen“ oder „Körper und Geist fallen lassen, um von den 10.000 Dingen bestätigt zu werden“, wie es Meister Dogen ausdrückt, bedeutet, uns mit der Ohnmacht, mit der Traurigkeit ebenso wie mit der Freude, der Liebe und dem Mitgefühl zu bewegen.

„Die Umstände zulassen“ heißt auch, sich einfach dem Rhythmus der Atmung anzuschließen und zu lauschen. „Von den Dingen bestätigt werden“ bedeutet, dem Boden zu erlauben, uns zu berühren und zu tragen. Sich dem Boden anzuvertrauen und uns sitzend aufrichten zu lassen. – Wenn wir in einem Dialog mit den Dingen sind, bekommen wir auch einen realistischen Blick auf unsere Handlungsmöglichkeiten.

Über unsere Sinne nehmen wir Teil am großen Leben. Wir sehen und sind in eins mit Gesehenem, wir hören und sind in Kontakt mit Gehörtem, dem Klang der Worte, dem Klang der Vögel, wir tasten und spüren den Boden, wir riechen den Geruch des Räucherwerks, schmecken, denken und bilden ein Bewusstsein. – Durch diese Dharmatore treten wir ein in die Wirklichkeit, wie sie ist, gemeinsam mit den Dingen, im gegenseitigen Austausch. In der Begegnung, in diesem Moment, können wir Nicht-Zweiheit erfahren und können das Leben aktiv mitgestalten.

„Die Umstände zulassen“ bedeutet Befreiung und Frieden.

Patrick Ho Kai Damschen

Foto: Günther Bruhn

Du hast keinen Cent aber Du musst bezahlen…

Während unserer diesjährigen Silvester Zen Nacht tauchte wieder einmal die Frage nach dem „Bereuen“ auf und ob dieser Begriff tatsächlich passend gewählt ist und gar eine wörtliche Übersetzung des Wortes „Sange“ meint.

Hierzu habe ich Muho eine Frage gemailt:

„Lieber Muho, vielleicht ist das ja etwas für Deine Zen-Häppchen?! Es geht um das Sange Mon (jap. 懺悔文?), was wir mit Reue-Vers übersetzen. Da der Begriff der Reue im christlichen, westlichen Kontext oft mit Schuld, Scham und Strafe besetzt ist, interessiert mich, wie „die Reue“ (Sange) im japanischen, asiatischen Verständnis gemeint ist? Manche Menschen entwickeln sofort Widerstände gegen den Text und das behindert dann eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Bereuen (zu stark?) oder Bedauern (zu schwach?) oder dem Verantwortung übernehmen. Wir sind daran interessiert, für unsere Sangha einen Ausdruck zu finden, der einen guten Zugang zu dem Thema offen lässt. Wie wäre Deine Übersetzung?

Hier der Text:

GASHAKU SHOZO SHOAKUGO
KAIYU MUSHI TONJINCHI
JUSHIN GUI SHI SHOSHO
ISSAI GAKON KAI SANGE

我昔所造諸悪業(がしゃくしょぞうしょあくごう)
皆由無始貪瞋痴(かいゆうむしとんじんち)
従身口意之所生(じゅうしんくいししょしょう)
一切我今皆懺悔(いっさいがこんかいさんげ)

Hier Muho´s Antworten:

Teil 1: Welche Rolle spielen Schuld und Reue im Buddhismus?

Teil 2: Als Bodhisattva aufstehen, als Normalbürger zu Bett gehen?

Weitere Videos findet Ihr auf Muho´s YouTube Kanal