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Wenn Du nach der Bedeutung der Worte suchst, frag Dein Herz…

Im Sesshin werden die unterschiedlichen Wege des Großen Lebens zusammen geführt und wir können ein Herz werden. In den Worten der Teishos von Christoph Rei Ho Hatlapa und im Dokusan ebenso, wie im gemeinsamen Schweigen konnten wir am Wochenende, 01.03. – 03.03.2024 diese Verbindung spüren. Für die einen war es die erste Sesshin-Erfahrung, für die anderen ein schon wohlbekanntes Bad in der Energie eines Sesshins. Und so staune ich immer wieder, wie wir in kurzer Zeit, gehalten von einfachen Formen, in diese stille Übereinkunft eintauchen können. Ob im Zazen, beim Samu in Haus und Garten oder beim Essen in der Küche, bewegten wir uns wie ein Körper, jedes an seinem/ihrem Platz. Zum ersten Mal in dieser Rolle, glitten die Teegeberinnen mit erstaunlicher Ruhe und Zielstrebigkeit durch den Raum, im Samu wurde Enormes im Garten umgesetzt und die Kraft der Rezitation verscheuchte die Müdigkeit und Erschöpfung am Morgen und Abend. Es heißt ja, „Platz ist in der kleinsten Hütte“ und so fasste die kleine Einsiedelei alle 18 Menschen und es gab für jede/n die Gelegenheit zum Dokusan mit Christoph.

Hier noch ein paar Eindücke vom Sesshin und ein grosses DANKE an alle, die dabei waren 😀

Meine Zeit im Kô Getsu An

Ein Erfahrungsbericht von Cornelius V.

„Ich hatte im Februar die Möglichkeit 12 Tage das neue Format „Du im Kô Getsu An“ auszuprobieren. Laut Januar-Newsletter kann man im Rahmen dessen 3 Tage bis 3 Monate im Kô Getsu An wohnen und den Alltag mit Johanna und Patrick leben. Kost und Logis sind inklusive, dafür werden 3-4 Stunden Mitarbeit in Haus und Garten erwartet. Alles in allem eine runde Sache und eine gute Idee einen Teil Resturlaub zu investieren, dachte ich mir. So war es dann auch. Die Gartenarbeit war eine willkommene Abwechslung zur Bürotätigkeit. Highlights waren der Bau einer Totholzhecke, einer Schottertreppe und eines Fraßschutzes für den Ahorn.
Die Praxis in der Zendo am Morgen und manchmal am Abend mit Johanna und Patrick war auch schön und noch einmal etwas feierlicher als in der heimischen Zazen-Ecke. Dazu hat man sein eigenes Zimmer und Bad im zweiten Stock des Hauses. Alles in allem kann ich das Format allen sehr empfehlen. Nicht weit vom Alltag gibt es hier ein, wie ich finde, sehr großzügiges Angebot für einen Tapetenwechsel, bei dem man zudem noch den Praxisort Kô Getsu An als aktiver Teil der Sangha bereichern kann“.



Wir haben die gemeinsame Zeit mit Cornelius ebenfalls sehr genossen und freuen uns über weitere Gäste im Kô Getsu An. Wenn Dir das Angebot zusagt komm´ bitte einfach auf eine*n von uns zu, wir schauen dann, welche Zeit für Dich und für uns gut passen könnte.

Du kannst einen persönlichen Aufenthalt hier nicht einrichten, möchtest das Angebot aber für andere unterstützen? Gerne kannst Du dies durch eine Spende an Verein Zen Dojo Bonn e.V. mit dem Vermerk „Du im Kô Getsu An“ tun.

Herbstmond Sesshin mit Christoph Rei Ho Hatlapa im Kô Getsu An

Anfang November 2023 hatten wir wieder Gelegenheit zusammen mit Christoph Rei Ho Hatlapa ein Sesshin im Kô Getsu An zu praktizieren. Nach einer einigermaßen beschwerlichen Anreise mit der Deutschen Bahn, erreichte Christoph zur Freude aller Teilnehmenden, sicher die kleine Einsiedelei in Blankenbach. Nach einer Einführung in die Form, begann das Sesshin mit einer gemeinsamen Schale Tee. So konnten wir unsere Praxis auf den vier Säulen des Tee Weges, Harmonie, Respekt, Reinheit und Stille gründen, wie Christoph in seinen einleitenden Worten sagte.

Die Gruppe aus erfahrenen Zen Menschen und Sesshin-Neulingen fand schnell zusammen und wir konnten ein Herz werden. Jede und jeder hatte Gelegenheit, im Dokusan unter vier Augen mit Christoph zu sprechen. Außerdem konnten wir zwei sehr schönen Teishos lauschen; über den alltäglichen Geist des Weges sowie über den Mond und dessen Einfluss auf unser Leben. Der Mond (Getsu) spiegelt sich ja auch im Namen der Einsiedelei klarer Mond wieder.

Nachdem ein aufkommender Sturm unseren bis dahin als Essraum eingeplanten grossen Pavillion fast weggeblasen hätte und wir ihn daher kurz vor dem Sesshin abbauen mussten, saßen wir zu den Mahlzeiten nun alle an einer grossen Tafel in der Küche zusammen. Das Wetter hielt sich dann doch einigermaßen an unsere Sesshin Zeiten und so konnen beim Samu, neben den Arbeiten im Haus, sogar auch einige Projekte draußen im Garten umgesetzt werden.

Eine Teilnehmerin schrieb: „Der Mond war allgegenwärtig am vergangenen Wochenende, in Christophs Worten, seinen durch Herz in Hand übertragenen Mond-Bildern als Kalligraphien, dem großen weiten Raum der Einsiedelei klarer Mond und in der Miso-Suppe“ und verfasste gleichzeitig eine

Ode an die Suppe

Die Schale ist halbvoll mit Suppe gefüllt:
Miso mit Alge, Pilzen und Lauch.
Es ertönt das Kellen-Geschöpfe und Stäbchen-Geklapper.
Hinter den Geräuschen eröffnet die Stille ihren Raum.
Im Spiegelbild der Suppe leuchtet die Lampe über dem Tisch.

Der Stäbchen-Rhythmus wird zur Symphonie.
Und plötzlich erscheint in der Suppenschale
sein Antlitz, voll, rund, trennscharf von Algen, Lauch und Fettaugen zu sehen.
Es ist der Mond, als leuchtender Lichtball.

Genauer betrachtet sind es nicht Fettaugen, die seinen Rand säumen,
es sind tausende Sterne, die blitzen blinkend aus der Schale erstrahlen.
Ein Meer an Lichtgestalten.

Gerade noch Sterne werden sie zu geometrischen Gebilden, weichkantige Quadrate, in dessen Mitte sich wiederum Formen arrangieren.
Jedes Gebilde steht für sich und verschwimmt zu Zeiten durch seinen leuchtenden Rand in andere Gebilde.

An dem Ort wo Suppe an Schale grenzt, umgibt eine fast unsichtbare silberne Schnur Sterne und Mond –
die Einheit symbolisierend, den ganzen Suppen-Kosmos haltend.

Salzige Tränen der Rührung rollen in die salzige Miso-Suppe und vermischen sich mit ihr, als wären beide nie voneinander getrennt gewesen.

"Getsu" (Mond), Christoph Rei Ho Hatlapa
„Getsu“ (Mond), Christoph Rei Ho Hatlapa

Der gemeinsamen Zeit lag eine tiefe Stille zugrunde, aus der eine kraftvolle Rezitation erwuchs sowie berührende Begegnungen in den Gesten, beim Essen und im Teegeben und -empfangen. In einer bewegenden Zeremonie nahm Burkhard am Ende des Sesshins schließlich seine Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha.

Danke an alle Teilnehmenden für dieses kraftvollen Sesshin Wochenende!

Zen Angebote 2024

12.01.2024: Jahresgruppe „Frauen im Zen“
14.01.2024: Zen und Bogen
19.01. – 21.01.2024: Sesshin mit Patrick Ho Kai (Antaiji Stil)
11.02.2024: Zen Tag Offene Weite
01.03. – 03.03.2024: Sesshin mit Christoph Rei Ho Hatlapa
08.03.2024: Jahresgruppe „Frauen im Zen“
10.03.2024: Zen Tag in Stille
14.04.2024: Zen und Bogen
26.04. – 28.04.2024: Zen und Sensory Awareness
12.05.2024: Zen Tag Offene Weite
24.5.2024: Jahresgruppe „Frauen im Zen“
30.05. – 02.06.2024: Samu Sesshin
09.06.2024: Zen Tag in Stille
12.07.2024: Jahresgruppe „Frauen im Zen“
14.07.2024: Zen und Bogen
11.08.2024: Zen Tag Offene Weite
23.08. – 25.08.2024: Sesshin mit Muhô
08.09.2024: Zen Tag in Stille
13.09.2024: Jahresgruppe „Frauen im Zen“
21.09.2024: Garten Samu Tag
06.10.2024: Zen und Bogen
11.10. – 13.10.2024: Zen und Sensory Awareness
25.10. – 27.10.2024: Sesshin mit Christoph Rei Ho Hatlapa
22.11.2024: Jahresgruppe „Frauen im Zen“
24.11.2024: Zen Tag Offene Weite
08.12.2024: Zen Tag in Stille

Sesshin mit Muhô im Kô Getsu An 2023

Vom 25.08. – 27.08.2023 war Muhô erneut zu Gast im Kô Getsu An und wir erlebten gemeinsam ein durchaus herausforderndes und gleichzeitig sehr harmonisches Sesshin im Antaiji Stil.

Als Gastgeschenk brachte Muhô uns eine mehr als 100 Jahre alte Kaligraphie-Rolle mit, die jetzt die Zendo des Kô Getsu An ziert. Sie zeigt Bodhidharma und verweist in den zu entschlüsselnden Kanji vermutlich auf die Dharma-Übertragung eines Abtes auf einen Nachfolger. Für uns kann dies sinnbildlich für die Übertragung von etwas stehen, was aus uranfänglicher Zeit stammt und über unsere heutige Weltsicht und persönlichen Meinungen und Pläne hinausgeht.

Welche Bedeutung hat „Kein Verdienst – Offene Weite und nichts von Heilig“ heute für uns? oder wie bekomme ich Absichtslosigkeit und persönliche Ziele mit den Anforderungen meines Alltags zusammen?

In seinem Teisho (s.u.) sprach Muhô über Bodhidharma´s Kommen aus dem Westen sowie dessen engste drei Schüler und eine Schülerin und deren Erlangen seiner Haut, seinem Fleisch, den Knochen und dem Mark der Lehre. Muhô verweist darauf, dass es zur Vollständigkeit alle Vier braucht und dass das Mark daher nicht mehr oder weniger wert ist als die Haut. Und auch Dogen sagt, „Es gibt hier keinen Gedanken von genügend oder ungenügend. Die Haut, das Fleisch, die Knochen oder das Mark des Patriarchen haben nichts mit relativer Tiefe zu tun“. Für Dogen liegt der Kern von Bodhidharma´s Aussage im „Du besitzt mein…“ und so liegt es an uns, die Lehre über unsere eigene Haut, das Fleisch, die Knochen etc. zu erfahren und unseren eigenen Ausdruck des Dharma zu verwirklichen.

In diesem Jahr waren Teilnehmende aus diversen Ecken Deutschlands, den Niederlanden und sogar aus Spanien angereist. Wir hatten Glück, denn das Wochenende bescherte uns noch einmal gutes Wetter, so dass sich die 2o Teilnehmenden zum Übernachten, nicht nur im Haus, sondern auch auf mehrere Zelte im Garten verteilen konnten. Auch konnten wir die neu für die Kô Getsu An erworbenen Pavillions einweihen und bequem draußen auf der Zendo Terrasse essen.

Danke an Muhô und alle, die das Sesshin vollständig gemacht haben!

Teisho von Muhô auf YouTube:

Tanz mit dem Besen – Gedanken zum Samu

Wenn wir Samu praktizieren, bringen wir unsere Meditation ins Handeln. Samu ist ein besonders wertvoller Teil unserer Praxis. Es bringt uns selbst und unsere Funktionsweise zum Ausdruck.

Samu klärt unseren Geist und zeigt uns, wie wir sind, wie wir der Arbeit, die uns zugeteilt wurde, begegnen. Manchmal ist es ein Wanken zwischen Anhaftung und Abneigung.

Vielleicht verspüren einen Widerwillen, weil wir uns die Arbeit nicht selbst ausgesucht haben und denken, wir würden sie für jemanden anderen tun?
Oder wir denken, die Toilette sei nie gründlicher gereinigt worden, als ich sie gerade putze?!

Wollen wir schnell fertig werden, weil es uns lästig ist und wir besseres zu tun haben? Vielleicht würden wir ja lieber Zazen machen oder wären gerne einfach faul?

Ist unsere Autonomie in Not?
Wird unsere Kreativität angesprochen?
Haben wir einen Blick für das, was gerade nötig ist?

Wie rücken wir dem Schmutz und der Unordnung zu Leibe; vielleicht um Ordnung in uns selbst zu schaffen und uns sicher zu fühlen?

Unordnung ist Leerheit, sich ständig wandelnde Aktivität.
Ordnung ist Form, klar und bestimmt, Struktur, abgegrenzt vom unüberschaubaren Chaos um uns herum.
In welchem Bereich fühlen wir uns wohler? Haben wir immer auch die andere Seite im Blick?

Wir können dies während Samu, im direkten Handeln und im direkten Kontakt mit unseren Gefühlen und unserem Körper erforschen.
Samu ist endlose Praxis. Praxis inmitten des Chaos. Samu ist die Praxis der Harmonie.

Unser Widerstand, unsere Akribie, die Langeweile, vielleicht sogar Aggression können Tore sein, zu mehr Entspannung, Respekt und dem Wunsch, die Schönheit der Dinge hervorzuholen und zu bewahren, für andere…

Sesshin mit Christoph Rei Ho Hatlapa

„Selbst in der größten Hitze, weht noch ein kühles Lüftchen“

„Form ist Leerheit und Leerheit ist Form“, so heißt es im Hannya Shingyo und so gibt es nicht ein Ding, welches nicht von Leerheit durchdrungen ist. Auf diese Weise sind wir alle verbunden mit dem großen Leben, welches uns umgibt und durch uns zum Ausdruck kommt.

Das Wochenende vom 09.06. bis 11.06.2023 war geprägt von tiefer Stille und dem Gewahrsein von Weite und dem ganz Konkreten, im Zazen, dem Samu, der Kraft der Rezitation und im Dokusan mit Christoph Rei Ho Hatlapa.

Es war heiß in diesen Tagen und doch erfrischte uns die Praxis in der Gemeinschaft wie ein kühlendes Lüftchen. Danke an alle Teilnehmenden für die Energie, die die Kô Getsu An als einen wunderbaren Ort der Praxis gestalten.


Christoph Rei Ho Hatlapa hielt an diesem Wochenende zwei inspirierende Teishos:

„Huangbo wirft sich vor einem Buddhabild nieder“

Ein Koan aus dem Shūmon kattōshū (Fall 260), in dem die Frage gestellt wird, „Wenn Du nichts beim Buddha, nichts beim Dharma und nichts bei der Sangha suchen sollst, was suchst Du dann mit diesen Niederwerfungen?“

„Tozan´s Hitze und Kälte“

Ein Koan aus dem Hekiganroku (Fall 43) zu der Frage eines Mönchs, „Wenn Hitze und Kälte uns überfallen, wie können wir ihnen ausweichen?“

Zuflucht meint, Rückkehr zum Leben

Am Ende des Sesshins mit Christoph Rei Ho Hatlapa vom 11.11. – 13.11.2022 im Kô Getsu An, konnten zwei Mitglieder unserer Sangha die Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha nehmen. Die Zufluchtnahme steht für das Prinzip der Einheit, die Lehre oder die universellen Gesetze des Lebens sowie für Harmonie. In einer emotionalen Zeremonie und mit grosser Freude konnten Katja und Daniel diese zentrale und grundlegende Praxis aller buddhistischen Traditionen vollziehen.

Hier ein Gruppenbild mit allen 😉

帰命 (Kimyo)

Als Dankeschön für seine Unterstützer*innen sendet Muhô in diesem Jahr eine Karte mit den Schriftzeichen 帰命 (Kimyo), das bedeutet Zuflucht oder auch Rückkehr zum Leben. Rechts oben ist außerdem ein rotes Siegel mit den Schriftzeichen 自受用三昧 (Jijuyuzanmai) platziert, einem zentralen Begriff von Dogen, den man übersetzen kann als „das Samadhi, in dem man sich selbst annimmt und verwirklicht“. Für Dogen ist es äquivalent mit Zazen, dem reinen Sitzen. Links unten findet sich Muhô´s Name 無方, zusammen mit einem Siegel, welches dasselbe bedeutet, also „keine Richtung“. Kimyo ist gleichbedeutend mit dem bekannteren Wort „Namu“.

NAMU KIE BUTSU
NAMU KIE HŌ
NAMU KIE SŌ
KIE BUTSU MU JŌ SON
KIE HŌRI YOKU SON
KIE SŌWA GŌ SON
KIE BUKKYŌ
KIE HŌKYŌ
KIE SŌKYŌ

Ich nehme meine Zuflucht zum Buddha, zum Dharma und zur Sangha.
Zum Buddha, dem Unvergleichlichen, Ehrwürdigen, nehme ich meine Zuflucht.
Zum Dharma, dessen Reinheit ich verehre, nehme ich meine Zuflucht.
Zur Sangha, deren harmonisches Leben ich verehre, nehme ich meine Zuflucht.
Zum Buddha, zum Dharma und zur Sangha habe ich jetzt meine Zuflucht genommen.

Zazen kufu

Unter dem Titel „A Zen master and inemuri zazen“ zitierte Muhô im Jahr 2010 in seinem Blog „Adult practice“ aus einem Newsletter des Itabashi Zenji-Tempel in Gotanjoji. Gotanjoji ist eines von etwa dreißig offiziellen Soto-Schulungsklöstern und Itabashi war (er ist mittlerweile verstorben) einer von drei lebenden Menschen, die den Titel eines Zenji trugen.

Itabashi Zenji schrieb darin:
„Ich hatte schon immer eine schlechte Körperhaltung, seit ich jung war. Ich bin ein wenig gebückt und lasse den Kopf nach vorne hängen. Ich versuche schon seit langem, das zu ändern. Aber nichts scheint zu helfen. Also dachte ich, dass ich es vielleicht von meiner Mutter geerbt habe, „es muss in den Genen liegen“, sagte ich mir. Meine Haltung, besonders während Zazen, ist schlecht… Ich mache auch viel Inemuri (so nennt man die japanische Praxis, während der Arbeit zu schlafen) während Zazen. Vielleicht liegt es auch an meiner schlechten Haltung, dass ich viele unberechenbare Gedanken und Visionen habe, die während Zazen immer wieder auftauchen…. Mehrmals habe ich den Mönch, der mit dem Kyosaku herumläuft, gebeten, meine Haltung zu korrigieren und mich aus dem Inemuri zu holen, indem er mich sehr hart schlägt. Aber aus irgendeinem Grund ignoriert er diesen alten Mönch. Und nicht nur das: Einer der Mönche hat sogar ein Foto von meinem Zazen-Inemuri gemacht und es mir gezeigt! 60 Jahre sind vergangen, seit ich als Student in Sendai mit Zazen begonnen habe. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben und dachte mir: „Sieh mal, was für ein Mönch du geworden bist! Ich begann, mir während des Zazen ein kleines Kissen auf den Kopf zu legen. Und es brachte das Ergebnis, das ich erwartet hatte: Immer wenn ich anfange, Inemuri zu machen, fällt das Kissen von meinem Kopf und ich wache auf. Manchmal kommt es vor, dass das Kissen während einer Zazen-Periode zehnmal fällt. Vor allem während der zweiten Stunde am Morgen.

Seit ich das Kissen auf den Kopf lege, hat sich meine Haltung so sehr verbessert, dass ich es selbst erkennen kann. Meine Wirbelsäule scheint gerade zu sein und verbindet das Steißbein direkt mit dem oberen Teil meines Schädels. Meine Hüften sind geerdet und ich beginne ganz natürlich aus dem Bauch heraus zu atmen…“.

Muhô bemerkte dazu: „Ich denke, wir können aus diesem Newsletter viele Dinge lernen. Von der Demut eines wahren Zen-Meisters zum Beispiel. Aber auch über die Bedeutung von zazen kufu, einem der beiden Aspekte der Zen-Praxis, die Dogen Zenji am Ende des Gakudoyojinshu erwähnt (der andere Aspekt ist monpo sanshi, d.h. die Begegnung mit einem Meister und das Fragen nach dem Dharma, bzw. vom Dharma in Frage gestellt werden). Zazen kufu bedeutet, sein Bestes in Zazen zu geben, „sein Bestes geben“ bedeutet hier, zu experimentieren, verschiedene Wege auszuprobieren, alles zu geben, niemals aufzugeben. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der ein solches Kufu macht, wie Itabashi Zenji in seinem hohen Alter. Respekt!“ Muho Noelke, Abt von Antaiji (2010)

In unserer Praxis des Zen & Sensory Awareness experimentieren wir ebenfalls häufig mit einem Säckchen oder einem Stein, um die Aufrichtung mit der Schwerkraft und die Wirkung auf die Haltung zu erforschen. Muhô´s Zeilen zum zazen kufu sind eine Ermutigung, inmitten der Form, kreative Wege zu finden, diese mit Leben zu füllen. Ob wir nun mit einem Säckchen auf dem Kopf oder anderen Dingen, dem Boden, dem Zafu, einem Stock, einer Schale Tee üben, ob wir die Gesten, die Schwerkraft oder einfach den Atem erforschen, alles ist eine Gelegenheit die Praxiserfahrungen zu vertiefen. Dabei geht es nicht um die Aspekte von „richtig und falsch“, sondern darum, uns immer wieder neu in Beziehung zu erleben und uns vertrauensvoll in die Wirklichkeit hinein zu werfen.

Weitere Infos zu Zen & Sensory Awareness