Neueste Artikel

Ko Getsu An – Einsiedelei klarer Mond

Ein Herz werden! Ein wunderbares und kraftvolles Sesshin im Zen Haus Blankenbach liegt hinter uns. Obwohl wir einige Teilnehmende schmerzlich vermisst haben, da sie uns krankheitsbedingt kurzfristig absagen mussten, fügte sich eine Gruppe von 12 Menschen in kurzer Zeit zu einer harmonischen Einheit zusammen. Christoph Rei Ho Hatlapa Roshi leitete das Sesshin in seiner wunderbar einfühlsamen und oft humorigen Weise. Er inspirierte uns mit einem Teisho, in dem er ausführlich den Lebensweg und die Lehre Bodhidharmas vor uns ausbreitete und es gab für alle Gelegenheit zum Dokusan.

Zum Abschluss des Sesshins folgte am Sonntag die Einweihungszeremonie, zu der wir noch weitere Gäste herzlich begrüßen durften. Nach einigen eindruckvollen Zeilen aus dem Línjì-lù (jap. Rinzai-roku) und einem durchdringenden Katsu-Schrei, ließ uns Christoph Rei Ho am Leben von Linji Yixuan und Tōzan Ryōkai teilhaben, den Gründern der Rinzai und Soto Schulen des Zen, durch die uns das wahrhaftige Zen bis in unsere heutige Zeit überliefert wurde. Nachdem wir am Samstag den Ruf der Kraniche hören konnten, die so nahe waren, als wären sie direkt auf dem Dach der Zendo gelandet, war nicht nur Christoph Rei Ho klar, dass wir mit dem Zen Haus Blankenbach einen wunderbren Ort gefunden haben, um das Buddha-Dharma in einem weiten Geist der Ökumene zu praktizieren und weiterzugeben.

Bei einem Glas Sekt in freudiger Runde, wurde schließlich die große Eichenbohle über dem Eingang angebracht, auf die Christoph Rei Ho den Namen des Zen Haus Blankenbach kalligrafiert hatte:

Ko Getsu An – Einsiedelei klarer Mond

Der Mond ist für alle Zen Traditionen ein Symbol des erwachten Geistes. Wie ein Spiegel läßt er sich vom Licht der Sonne berühren und macht es in dunkler Nacht sichtbar. So ist es unser Wunsch Menschen aus allen (Zen-) Richtungen willkommen zu heißen und einen Raum zu schaffen, in ihr ursprüngliches Gesicht zu blicken und der Welt mit einem verantwortungsvollen Handeln zu begegnen.

„Die Erleuchtung ist wie der Mond, der sich im Wasser spiegelt. Der Mond wird nicht nass, noch bewegt sich das Wasser. Obgleich sein Licht groß und strahlend ist, spiegelt sich der Mond auch in der kleinsten Pfütze. Der ganze Mond und auch das ganze Universum spiegeln sich im Wassertropfen auf einem Grashalm.“ (Dogen)

„Den Umständen gemäss manifestiert der wahre Mensch eine Form, wie der Mond im Wasser.“ (Rinzai)

Danke an alle, die uns bei der Vorbereitung des Sesshins und der Zeremonie geholfen haben, an alle Freunde und Unterstützerinnen und alle Dharma-Vorfahren.

Wenn Ihr der Ko Getsu An oder dem San Bo Dojo eine Spende zukommen lassen möchtet, laden wir Euch herzlich ein, diese an die Bankverbindung des Zen Dojo Bonn e.V. (IBAN: DE79 3806 0186 1304 3600 18) zu senden.

Herzliche Grüße,

Patrick Ho Kai und Johanna Ho Ka

Bodhisattva-Ordination im Zen Haus Blankenbach

Die Jukai-Zeremonie oder Bodhisattva-Ordination markiert den Eintritt auf den Buddha-Weg und ist ein wichtiger Schritt im Leben eines Zen-Praktizierenden.

Am letzten Wochenende im August haben zwei Mitglieder unserer Sangha im Zen Haus Blankenbach die Ordination durch Zen-Meisterin Eveline Kogen Pascual empfangen. Beide hatten während der letzten Wochen und Monaten unter Anleitung ihr Rakusu genäht, welches die kleine Variante des Kesa, des Gewands Buddhas darstellt. Mit der Zufluchtnahme drücken die beiden ihr Vertrauen in die Drei Schätze, Buddha, Dharma und Sangha aus und nehmen die Gebote „Kai“ und die Bodhisattva Gelübde als Richtschnur für ihr künftiges Leben an. Darüber hinaus haben Gero So Sen und José Shin Gyo von Eveline Kogen ihre Dharma-Namen. Wie die Gebote unterstützen sie den innernen Prozess und die Reifung auf dem Zen-Weg.

Wir freuen uns sehr, dass Eveline Kogen unserer Einladung ins Zen Haus Blankenbach gefolgt ist und das Ritual im „Heimat Dojo“ der beiden durchgeführt hat.

Zen und Wandern im Pleiser Ländchen

„Die Stimme des Tals ist Buddhas weite und lange Zunge,
die Form der Berge nichts anderes als sein reiner Körper.
Vierundachtzigtausend Verse erklingen in der Nacht,
wie kann ich dies an einem anderen Tag den Menschen sagen?“

Diesen Vers von Soshoku zitiert Dogen im Kapitel Shobogenzo Keisei sanshiki, die Stimme des Tals und die Form der Berge und so machten wir uns am Sonntag, 25.07.2021 auf, um die Gegend um das Zen Haus Blankenbach zu erforschen und den vierundachtzigtausend Versen zu lauschen.

Nach einem morgendlichen Zazen gingen wir teilweise im Schweigen, teilweise gab es Gelegenheit zum Kennenlernen und für Austausch. Das Pleiser Ländchen bietet ein eindrucksvolles und abwechslungreiches Panorama. Mal führte der Blick in die Weite über Felder und Weiden, mit der Aussicht auf den Ölberg. Durch kleine Ortschaften führte der Weg, durch Wäldchen, in die Täler und vorbei an gurgelnden Bächen. Wieder in ihr normales Bachbett zurück gekehrt, konnten wir auch hier die teilweise grossen Auswirkungen der Starkregengüsse von vor einigen Wochen beobachten, die einiges an Zerstörung und Müll in der Natur hinterlassen hatten. Vom Regen verschont und von der Sonne gebraten, machten wir mehrmals Rast an kleinen Kapellen, um uns mit Wasser und Proviant zu versorgen. Am Nachmittag erreichten wir wieder das Zen Haus Blankenbach und schlossen die Wanderung mit einer kurzen Runde Zazen auf der Terrasse ab. Mit Kaffee und Kuchen endete ein schöner gemeinsamer Tag und erst ganz am Ende gab es dann auch noch etwas Regen…

Danke an Johanna für die grossartige Planung der Route und Joachim für die Fotos.


„Buddhas Zunge erlahmt niemals, noch existiert sein Körper nur einmal und verschwindet dann wieder. Die Bodhisattvas, die heute nach der Wahrheit streben, sollten durch dieses Tor des Lernens treten und bei fließenden Bergen und nicht-fließendem Wasser beginnen… Wenn Ihr so übt, werden Euch die Form und die Stimme des Tales und die Form und die Stimme der Berge keinen der vierundachtzigtausend Verse vorenthalten“.

(Dogen Zenji, Shobogenzo Keisei sanshiki)

Gedanken zu Vesakh

Im Zen spiegelt der volle Mond den Geist Buddhas, das Erwachen. Heute, zum Vollmond im Mai, feiert man in vielen buddhistischen Traditionen, neben Geburt und Tod des Buddha auch das Erwachen. In der japanischen Zen Tradition datiert der Feiertag zu Buddhas Erwachen auf den 8. Dezember, oft der letzte Tag der intensivsten Praxisperiode des Jahres, dem Rohatsu Sesshin.

Es heißt, „Das Erwachen setzt sich seit den ältesten Zeiten fort und verwirklicht sich immer in der Gegenwart„. Während Sesshins rezitieren wir häufig die Linie der Dharma-Ahnen, von Buddha bis zu den Meistern der Gegenwart. Und bei einer Ordination zum Mönch oder zur Nonne erhalten wir das Ketsumyaku, ein Papier, auf dem mit roter Tinte, wie in einer Blutlinie, die Dharmaübertragung über die Generationen dokumentiert ist.

Doch auch wenn wir diese Linien der Weitergabe haben, welche eine authentische Praxis bezeugen und auf der anderen Seite sicherlich immer auch der eigenen Legitimation dienlich sind, ist das Erwachen nichts was irgend jemand besitzen oder gar weitergeben könnte.

Das Erwachen erwacht zu sich selbst und wird durch Praxis verwirklicht.

Roland Yuno Rech sagte einmal: „Hör auf, immer die anderen zu fragen und versuche nicht, dir die Lampe eines anderen auszuleihen“. Es ist deine Praxis, die das Erwachen bezeugt.

So wünsche ich uns ein schönes Vesakh und weiterhin eine gute Praxis zum Wohle aller Wesen.

Die Küche als Ort der Begegnung im Leben und Sterben

Für die Buddhismus aktuell 01/2021 zum Thema „Gemeinwohl“ durfte ich einen kurzen Artikel über meine ehrenamtliche Arbeit in der Küche des Bonn Lighthouse, einem Hospiz-Projekt in unmittelbarer Nachbarschaft des San Bo Dojo, beitragen…

(Wenn Du über die rechte Maustaste „Grafik anzeigen“ anwählst, erscheint der Artikel etwas größer und ist ggf. besser lesbar.)

Vortrag von Muho zur Zen-Praxiswoche 2020

Thema unserer diesjährigen Praxiswoche ist das Gakudo Yojin Shu von Meister Dogen. Am 6. Tag unserer Praxiswoche hat Muho via Zoom einen Vortrag zu diesem Text gehalten, den Dogen im Frühjahr des Jahres 1234 aufschrieb. Er war damals 34 Jahre alt und das Gakudo Yojin Shu ist somit einer seiner frühen Texte. Im Anschluss des Vortrags gab es Gelegenheit zu einer Frage-Antwort Runde.

Das Gakudo Yojin Shu ist eine Sammlung von zehn Punkten, auf die Zen Praktizierende achten sollten. Gakudo bedeutet soviel wie „Das Studium des Weges“, wobei der Weg gleichzeitig auch für das Erwachen steht. Yojin bedeutet „Achtsamkeit“, auf das worauf man aufpassen sollte. Shu ist die „Sammlung“. Eine wörtliche Übersetzung wäre also etwa „Sammlung von Punkten auf die beim Studium des Weges zu achten ist“. Manchmal wird es auch die „Ratschläge für das Streben nach der Wahrheit“ genannt.

Anschauen/anhören könnt Ihr den Vortrag (ohne Q/A) auf unserem YouTube Kanal

Hier ausserdem ein Link zu Muhos Übersetzung des Gakudo Yojin Shu*: https://antaiji.org/archives/deu/gak0

* …am schönsten zusammen mit seinen Kommentaren im Buch „Futter für Pferd und Esel“

Fragen an die Praxis?!

Ein Sesshin, und irgendwie ist dieser Lockdown ja vielleicht auch so eine Art Sesshin, birgt immer wieder die Möglichkeit, dem Leben / der Existenz auf den Grund zu gehen.

Der Buddha war sehr konsequent in seinem Vorhaben, die grundlegenden Fragen zu klären, die sich ihm stellten.

Welche Fragen habe ich? Wie sieht (m)ein Leben aus Zen aus? Was sind meine Erwartungen und Hoffnungen?

Wir können uns fragen, warum praktiziere ich eigentlich? Was motiviert mich, jeden Tag oder auch nur ab und zu auf dem Kissen zu sitzen und die Wand anzuschauen? Ist es schon eine Art Routine oder eine Form der Identität, die ich mir schaffe?

Es heißt, die Paramita und die Gebote sind Ausdruck der Weisheit Buddhas in dieser Welt. Werden sie auch in meinem Leben lebendig? Kann sich Mitgefühl und Weisheit in meinem Alltag entfalten? Was bedeutet Erleuchtung für mich, wenn ich die gängigen und teilweise abstrusen Vorstellungen davon, einmal beiseite lasse?

Wie integriere ich meine Praxis in meinem Leben? Trage ich die Praxis, in dem ich zum Beispiel in einer Sangha aktiv bin, mich in einem Dojo engagiere oder bin ich nur Besucher?

Solche Art Fragen können wir nur jeweils für uns selbst beantworten…

Der Dezember startet im San Bo Dojo mit unserer jährlichen Zen-Praxiswoche zu Buddhas Erwachen (Satori). Während wir zusammen mit vielen Menschen auf der ganzen Welt praktizieren, besinnen wir uns, in manchmal recht herausfordernden und anstrengenden Sesshins, auf die Praxis des Buddha und den Weg, den er aufgezeigt hat. Ein Weg der Praxis und der Erfahrung, ein revolutionärer Weg, das Leiden zu verstehen und loszulassen.

Auch, wenn wir das Dojo nun im Dezember noch geschlossen halten, gibt es weiterhin die Möglichkeit eines virtuellen Dojos via Zoom und mit allen, die nicht online Zazen üben wollen oder beschlossen haben, ein Einzel-Retreat zu machen, sind wir in Gedanken verbunden…