Zazen

Den Buddhaweg ergründen heißt sich selbst ergründen.
Sich selbst ergründen heißt sich selbst vergessen.
Sich selbst vergessen heißt die Einheit der zehntausend Dinge zu realisieren.
Die Einheit der zehntausend Dinge zu realisieren, heißt Körper und Geist von sich selbst und den anderen fallen lassen.
Die Spuren des Erwachens lösen sich auf und die aufgelösten Spuren des Erwachens führen endlos fort.

Meister Dogen Zenji

Zazen

Zen besteht in seiner Essenz aus der der Praxis von Zazen. Zazen ist die Vollendung und Neugestaltung der eigenen Existenz in jedem Augenblick. Dies zu realisieren und in seinem Leben zu verwirklichen ist eine echte innere Revolution. Zazen ist nichts anderes, als die Rückkehr zum ursprünglichen Zustand von Körper und Geist.

Zen geht auf die Erfahrung von Buddha Shakyamuni zurück, der im 6. Jahrhundert v. Chr. unter dem Bodhibaum sitzend erwachte.

Unsere ganze Aufmerksamkeit gilt der Haltung, der Atmung und dem gegenwärtigen Augenblick.

Die Haltung im Zazen ist aufrecht, ruhig und lebendig.
Man sitzt auf dem Zafu (ein rundes Sitzkissen) mit dem Gesicht zur Wand.
Die Beine sind im Lotus- oder Halblotussitz gekreuzt, die Knie liegen fest auf dem Boden, so dass eine stabile Basis entsteht.

Das Becken wird leicht nach vorne geneigt, Wirbelsäule und Nacken sind aufgerichtet und sanft nach oben gestreckt. Der Kopf ist gerade, das Kinn leicht zurückgezogen und der Mund ist geschlossen. Die Augen sind geöffnet, der Blick ist weit und ruht vor einem auf der Wand. Schultern und Nacken sind entspannt; die linke Hand liegt in der rechten, wobei die Daumen sich berühren und mit den Zeigefingern ein offenes Oval bilden. Die Handflächen zeigen nach oben, die Handkanten berühren den Unterbauch.

Die Atmung im Zazen ist tief und ruhig, in einem langsamen, kraftvollen, natürlichen Rhythmus. Die Ausatmung ist lang und tief, alle Luft fließt ohne Zwang heraus. Am Ende der Ausatmung entspannt sich das Zwerchfell und die Einatmung geschieht ganz natürlich. Mit dieser Atmung kann man seine Energie im ganzen Körper verteilen und seinen Geist beruhigen.

Während der Zazen-Praxis kehrt man immer wieder zur Konzentration auf Körper und Atmung zurück.

In der Zazen-Haltung lernt man sich selbst kennen. Man begreift, dass Körper und Geist eine Einheit bilden. Die Bewegungen unseres Geistes, unsere Emotionen unsere vergangenen Handlungen hinterlassen Spuren in unserem Körper. Wenn man Zazen praktiziert, wird man sich seiner Spannungen und Konditionierungen bewusst und kann sie loslassen. Zazen ermöglicht, den normalen Zustand von Körper und Geist wieder zu finden durch eine starke, ausgeglichene Körperhaltung und eine tiefe Atmung.

Einheit von Körper und Geist

Obwohl sich das Zen innerhalb einer der ältesten Traditionen der Menschheit, dem Buddhismus entwickelt hat, ist die Essenz seiner Botschaft von universeller Bedeutung.

Es richtet sich unmittelbar an das Herz der Menschen, es ist die lebendige Erfahrung, die schöpferische Kraft bevor sie eine bestimmte Form annimmt.

Zen ist weder eine Denkweise, noch eine Theorie. Es ist kein Wissen, das man mit dem Verstand erfassen könnte, sondern eine Praxis, eine gleichzeitig objektive und subjektive Erfahrung. Es ist da bevor Philosophie und Religion ihre Form annehmen.

Die Gegensätze in Einklang bringen, indem man zu ihrer Quelle zurück geht, kennzeichnet die Haltung des Zen: Die Gegensätze umfassen, ihr Gleichgewicht schaffen.

Shikantaza

Shikantaza bedeutet „nichts anderes tun als sitzen“ oder „vollständig sitzen“, und stellt die reinste Form des Zazen dar. Meister Dogen legte großen Wert auf diese ursprüngliche, transparente Form der Übung.

„Einfach nur sitzen“ bedeutet vor allem Zazen für Zazen zu tun – ohne irgendetwas zu erwarten. In der Praxis bedeutet dies, sich vollständig Zazen hinzugeben, und nichts anderes zu tun als mit Fleisch und Knochen zu sitzen. Zazen ist weder eine Meditation, noch eine Konzentrationsübung. Zazen ist keine Übung die zum Erwachen führt. Zazen ist das Erwachen – Zazen erwacht zu Zazen.

Übung und Erwachen können nicht voneinander getrennt werden: Ohne Erwachen keine Übung, ohne Übung kein Erwachen.

Das Hishiryo-Bewußtsein

Ein Schüler fragte Yakusan: „Meister, was denkst Du, wenn Du dort sitzt, wie ein großer, alter Berg?“ Yakusan antwortete: „Ich denke „Nicht-Denken““. Der Mönch fragte weiter: „Wie praktiziert man „Nicht-Denken“?“ und Yakusan sagte: „Es ist verschieden vom Denken“.

Was oft mit „Nicht-Denken“ übersetzt wird, ist Hishiryo. Doch der Versuch, nicht zu denken, endet oft in einem Raum voller rosa Elefanten. Das Hishiryo Bewusstsein ist eine ganzheitliche Erfahrung, weniger ein intellektuelles Begreifen. Es geht über unsere Vorstellungen und Urteile hinaus, die uns veranlassen, das zu suchen, was wir gern haben und das zu fliehen, was wir nicht mögen.

Wie bin ich jetzt hier, genau in diesem Moment? Wie bin ich in Beziehung, mit dem Boden, der Luft, dem Raum? Kann ich die Gedanken wahrnehmen und vorbeiziehen lassen? Einfach spüren, einfach Da-Sein?

Im direkten Kontakt mit dem Boden war nie ein Gedanke.

Hishiryo ist das universelle Bewusstsein, das der Bewegung der Natur, der kosmischen Ordnung folgt.

Der Berg stört sich nicht an den Wolken. Die Wolken werden nicht gestört durch den Berg.

Mushotoku

Mushotoku sein bedeutet, keinen Verdienst zu erwarten. Kein persönliches Ziel zu verfolgen. Durch die Handlung ohne Ziel und ohne jede Absicht wird man zur Einheit mit der Handlung selbst. Ohne Ziel ist es möglich alles zu erhalten. Mit geöffneten Händen kann man alles empfangen.