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Johanna´s Ordination zur Zen-Nonne

Nachdem ich 2005 die Zuflucht zu Buddha, Dharma und zur Sangha genommen habe und als Laienschülerin ordiniert wurde, empfing ich am Pfingstsonntag, dem 05. Juni 2022, von Zenmeister Christoph To Toku Rei Ho Hatlapa die Vollordination als Nonne.
Zur Ordination habe ich den Namen TO JAKU erhalten. To steht für Pfirsichblüte und bekräftigt meine Zugehörigkeit zum Tempel To Gen Ji. Jaku bedeutet Stille.

Mein Dharmaname lautet nunmehr TO JAKU HO KA.
Ho Ka ist mein Dharmaname, den ich zur Laienordination erhielt und bedeutet Gipfel und Blume.

Christoph sagt, damit bin ich jetzt eine „Profinonne“. Das heißt aber nun gerade nicht, dass meine Praxis in irgendeiner Weise professioneller oder wertvoller ist, als sie vorher als Laienordinierte war. Es ist vielmehr ein erneuertes Versprechen an mich selbst und an die Sangha, mein Leben und Wirken voll und ganz in den Dienst von Buddha, Dharma und Sangha zu stellen.

Die Zeremonie, die am Pfingstsonntag in meinem Muttertempel, dem To Gen Ji in Steyerberg stattfand, war sehr bewegend. Ich hatte das große Glück, dass ein junger Mann chinesischer Herkunft, der in China mit der Chan Praxis begonnen hatte und zur Zeit in Kassel studiert, an diesem Tag im To Gen Ji Zuflucht nahm zu Buddha, Dharma und zur Sangha. So war die Zeremonie nicht nur generations- sondern auch traditionsübergreifend. Einmal mehr erfüllte mich Christophs wertschätzende und offene Haltung, die er in seinem Teisho über die in China wieder aufblühenden Chan Praxis vermittelte, mit Freude.

In unserer Tradition lesen wir zur Zufluchtnahme die ersten fünf Silas und zur Laien- und Vollordination auch die weiteren fünf Silas. Unser chinesischer Gast las also die ersten fünf Silas, „die fünf wunderbaren Übungen der Achtsamkeit“ nach einer Übersetzung von Thich Nhat Hanh vor, und ich die weiteren fünf Silas, „die fünf weitergehenden Tugendempfehlungen für Mönche, Nonnen und Laienschüler“ in der mich sehr berührenden Version von Christoph Hatlapa vor.

Alle Vorhaben, nicht zu rührselig zu werden, musste ich schnell über den Haufen werfen. Jedes Wort strömte in einer Wahrhaftigkeit durch mich durch und machte mir den Ernst der Lage bewusst. Da saß ich nun im To Gen Ji, dem von so vielen fleißigen Händen gebauten und gepflegten Pfirsichblüten Tempel – inmitten alter und neuer Zenbrüder und -schwestern, mit denen mich wundervolle, auch aufwühlende und schwierige Erfahrungen verbinden, um mein Versprechen unter (nicht nur meinen) Tränen zu erneuern, diesen Empfehlungen mit aller Kraft zu folgen.

In der 6. Empfehlung heißt es:
„Nicht über die Fehler anderer reden.
Des Leides für die Gemeinschaft bewusst, das durch Reden über die Fehler anderer entsteht, seien es Ordinierte oder Laien, gelobe ich, allen Angehörigen der Sangha zu jeder Zeit mit tiefem, von Herzen empfundenen Respekt zu begegnen. Ich bin entschlossen, jedwedem Klatsch und Tratsch den Boden zu entziehen und Wege zu finden, das Gruppenwesen der Sangha in jedem Mitglied zu achten und zu ehren. Wenn Gedanken der Kritik und Beurteilung anderer in mir auftauchen, bin ich mir darüber im Klaren, dass ich selbst Einfühlung brauche, und dass mich meine Urteile vom lebendigen Leben abtrennen. Ich finde Wege, durch meditative Selbsteinfühlung oder indem ich andere um mitfühlende Anteilnahme bitte, dafür zu sorgen, dass ich meine unerfüllten Bedürfnisse wahrnehme und deren Schönheit mit meinem Herzen sehe. Ich bin mir bewusst, dass ich damit den Gemeinschaftsgeist stärke und zur gegenseitigen Ermutigung beitrage.(…)“

Beim lauten Vorlesen traf mich mit voller Wucht die Schönheit dieser Worte, als wenn ich sie zum ersten mal höre. Ich bin zutiefst dankbar, in Christoph einen Lehrer zu haben, der mich schon so lange auf meinem spirituellen Weg begleitet. Der unermüdlich mit Hingabe und seinem Herzblut unsere Sangha und jedes einzelne Gruppenmitglied unterstützt und mit weisen Worten und Taten den Gemeinschaftsgeist fördert. Jedem Gruppenmitglied der Choka Sangha bin ich dankbar für den Mut, sich ehrlich und aufrichtig miteinander auf den Weg zu machen und dabei nicht nur die eigene spirituelle Entwicklung sondern auch den des Gruppenwesens, alle Tiere und Pflanzen um uns herum einschließend, im Sinn zu haben. Diese Haltung möge auch mein Handeln und Wirken für unsere örtliche Sangha rund um das Bonner San Bo Dojo und unser Kô Getsu An in Blankenbach führen.

Mir liegt das Wohlergehen unserer Sangha sehr am Herzen. Ich bin mir bewusst, dass wir uns dabei mit der Praxis beider großer Zen Schulen, der Soto Schule und der Rinzai Schule, unter einem Dach, großen Herausforderung hingeben. Unter diesen Bedingungen den Gemeinschaftsgeist zu pflegen und zu hegen, dabei nicht in den Vergleich und in die Beurteilung der manchmal unbequem (z.B. zur Wand sitzen) oder unlogisch (warum nur ein so langes Run Up beim Han schlagen?) erscheinenden Rituale und damit der alltäglichen Praxis zu gehen, ist gerade im alltäglichen „klösterlichen“ Tun nicht gerade einfach.

Ich bin überzeugt, dass uns das Handeln im alltägliche Geist dabei eine große Unterstützung und ein Tor ist, dass ich gerne weit offen halte: gemeinsam Gartenbeete bestellen, Apfelkompott kochen, Holz hacken (und dafür vorher einen Ofen einbauen), Wasser holen (oder dafür eine Bewässerungsanlage bauen), Kartoffeln groß ziehen, sie schälen und gemeinsam aufessen, das Haus reinigen – diese alltäglichen gemeinsamen Aufgaben sind für alle gleich, bringen uns zusammen, verbinden uns miteinander. Ich bin zutiefst dankbar, hier einen Ort gefunden zu haben, an dem diese gemeinschaftliche Praxis sich natürlich entwickeln kann. Dabei wird mir meine Verbindung zu Christoph als meinem spirituellen Lehrer und meinem Muttertempel To Gen Ji Kraft geben, aber auch meine Bereitschaft zur Unterstützung der Choka Sangha in Steyerberg unerschütterlich sein.

Während des Pfingst-Sesshin hat Johanna ihre Ordination zur Zen-Nonne im To Gen Ji in Steyerberg empfangen.

Zum Abschluss der Ordination bekräftigte ich meine Entscheidung durch das Vortragen unseres Tempelmanifests (https://choka-sangha.de/tempelmanifest), das unsere Haltung und unser Handeln im Tempel To Gen Ji leitet. Von Herzen und ohne Einschränkung gilt diese Haltung für mich persönlich auch für meinen Einastz für die Praxisorte in Bonn und Blankenbach.

Möge mein Wirken als „Profinonne“ zur stillen Kraftquelle des Gruppenwesens werden.

Johanna To Jaku Ho Ka