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Wenn ein großer Buddha ankommt, verstummt der Lärm der Welt.

Am 12.05.2025, passend zum Vollmond und dem diesjährigen Vesakh-Fest, ist ein neuer Mitbewohner im Garten des Kô Getsu An eingezogen. Auf der höchsten Stelle des Geländes tront nun ein „Dai Butsu“ (Großer Buddha) und überblickt das Geschehen und die Praxis der Übenden. Im Vorfeld gab es einiges zu organisieren und vorzubereiten. Für einen stabilen Sitz benötigt der Buddha ein solides Fundament. Für den Transfer von der Straße über eine angrenzende Pferdeweide, bis zum Grundstück des Kô Getsu An, brauchte es einen Radlader und und und…

So wurde bereits in der Woche vorher sowie beim Zen Tag Offene Weite am Tag davor einiges an Samu geleistet, Erde und Schotter bewegt, Pflanzen versetzt, geplant, berechnet und diskutiert.


Pünktlich zu Vesakh wurde der „Dai Butsu“ dann auf einem Hänger geliefert und mit Hilfe eines Freundes und dessen Radlader schwebte der Buddha dann auf dem vorgesehenen Platz ein.

„Wenn ein großer Buddha ankommt, verstummt der Lärm der Welt“ und so verbreitet der Buddha nun eine kraftvolle, harmonische Stille im Garten. Der Garten, das Samu, die Permakultur waren bisher schon Teil der gemeinsamen Praxis und nun manifestiert der Buddha den Garten endgültig als Teil der Zendo.


Am Abend des 12.05.2025 fand im Rahmen des regulären Zen Abends eine Begrüßungszeremonie statt, während der wir den „Dai Butsu“ mit einem großen Gong, dem Singen des Hannya Shingyo (Herz Sutra), Räucherwerk und Reis willkommen heißen konnten.

Wie aus diesem Stein ein Buddha geworden ist, so möge auch unsere Buddha Natur sichtbar werden.

Namu kie butsu…

Wie wunderbar, die Erfahrung als Gemeinschaft während unseres Sesshins mit Christoph Rei Hatlapa im Kô Getsu An am vergangenen Wochenende (25.04. – 27.04.2025).

Die neu gestaltete Zendo unterstützte unser Zazen und es gab für alle Gelegenheit zum Dokusan mit Christoph Rei Ho. In seinem Teisho betonte Christoph Rei Ho unsere Allverbundenheit, die wir besonders in der Natur erleben können. „Dort begegnen uns entwickelte Wesen, die uns nicht beurteilen„. Bei schönstem Wetter freute sich auch der Garten des Kô Getsu An über unser Samu. Am Ende des Sesshins nahmen erneut zwei Menschen aus der Sangha Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha. Wir freuen uns, gemeinsam auf dem Weg zu sein 🙂

Retreat-Zeit mit Max in der Einsiedelei klarer Mond

Vor kurzem hatten wir wieder einmal Besuch in der Einsiedelei klarer Mond. Vom 12.04. – 17.04.2025 war Max von @zen.osteopathy zu Gast im Kô Getsu An.

Max lebt eigentlich mit seiner Freundin Malin in Schweden und beide waren zeitgleich mit uns, im November 2024, in Japan. Malin hatten wir bei Yodo Kono im Beppu Zen-Retreat kennengelernt, während sich Max bei Jiho in einem anderen Tempel in der Nähe aufhielt.

Seine Rückkehr nach Schweden führte Max über unterschiedliche Stationen nun auch im Kô Getsu An vorbei und so konnten wir ein paar schöne gemeinsame Tage mit Zazen und Samu verbringen. Zusammen haben wir im hinteren Teil des Gartens eine neue Treppe angelegt, haben Zazen geübt, gekocht und uns an der Zubereitung von Onigiri versucht. Am Montag Abend konnte Max am Zen-Abend der Zen-Gruppe im Kô Getsu An teilnehmen.


Max schreibt im Gästebuch:

Wir freuen uns über Gäste, die in Einfachheit und Stille einen Ort des Rückzugs, der Klarheit und eine Pause vom Gewohnten suchen.

Weitere Infos über einen Aufenthalt in der Einsiedelei klarer Mond findest Du hier: https://zen-bonn.de/einsiedelei

Infos zu Zen und Osteopathy findet Ihr hier: https://www.zen-osteopathy.com/de

Neugierde, Verzweiflung, Entschlossenheit

Der Buddha war noch kein Buddha, als er sich unter den Bodhi-Baum setzte, enttäuscht und vielleicht verzweifelt darüber, auf vielen verschiedenen Wegen noch nicht das letztendliche Erwachen, Zufriedenheit und Glück erlangt zu haben. Er war ein Suchender, entschlossen, der Frage von Leben und Tod auf den Grund zu gehen. Offene Weite vor sich, versenkte er sich in das Körperliche, versenkte sich in das Mentale, versenkte sich in das Emotionale, um die Grenzbereiche des menschlich vorstellbaren zu erforschen. So befreite er Körper und Geist.

An vielen Orten dieser Welt wird in der ersten Woche im Dezember das Rohatsu Sesshin praktiziert, um dem erwachten Buddha zu gedenken und die Verbindung in der Praxis zu feiern. Auch in diesem Jahr fand, angelehnt daran, eine Zen Praxiswoche im San Bo Dojo statt, während der wir morgens und abends gemeinsam Zazen praktiziert haben. Es war eine stille und harmonische Woche, die mit einem langen Zazen am Samstagabend bis kurz nach 0:00 Uhr am Sonntag, 8. Dezember endete.

Die gemeinsame Praxis an diesem Abend war schlicht und vollständig selbstverantwortlich. Die Klänge schwiegen, und es war uns selbst überlassen, Zazen zu üben oder im Nebenraum Kin Hin oder eine Pause zu machen. Für manche war dies eine befreiende Erfahrung, andere vermissten die sonst gegebene Struktur. Der offene Rahmen bot Gelegenheit, sich selbst zu erkennen, eigenen Mustern und Strategien zu begegnen und diese fallen zu lassen. Ein intensives Gefühl von Gemeinschaft, da die Praxis sich nicht nur auf das gemeinsame Sitzen in der Zendo beschränkte, sondern auch auf die anderen Räume ausweitete. Der Körper des Buddha ist gross und weit…

Danke an alle, die zum Gelingen einer wunderbaren Zen Praxiswoche beigetragen haben.

Herbstmond Sesshin mit Christoph Rei Ho Hatlapa

Vom 25.10. – 27.10.2024 war Christoph Rei Ho Hatlapa erneut im Kô Getsu An zu Besuch, um mit uns das Herbstmond Sesshin zu feiern.

Die tiefe Stille des Zazen, die gemeinsamen Mahlzeiten und die geschäftige Energie des Samu waren mal wieder eine grosse Freude. Auch gab es wieder Gelegenheit zum Dokusan.

In seinem ersten Teisho legte Christoph Rei Ho Hatlapa, am Beispiel von Joshu´s berühmtem Koan „Geh und reinige Deine Schale“ dar, wie wichtig es ist, nicht nur das jenige zu tun, was eben gerade ansteht und achtsam die Ess-Schalen abzuwaschen, nachdem man sein Frühstück gegessen hat. Wir sollten vielmehr in jeder Situation mit dem eigenen Handeln und dessen Auswirkungen verbunden zu sein und darauf achten, wie wir unser Tun einleiten und wie wir es abschließen. Christoph macht dies am Beispiel der Kaligrafie deutlich. Mit dem Pinsel ist es zunächst wichtig, wie wir dem Papier begegnen, bevor wir einen Strick ziehen, um diesen schließlich in einer Drehbewegung abzurunden. Dies sei wunderbar auf alle drei Wirkebenen zu übertragen, auf denen wir durch unser physisches Handeln, unser Sprechen und unser Denken mit der Welt in Kontakt treten. Weiterhin hielt Christoph in seinem Vortrag ein eindringliches Plädoyer für Frieden und Verständigung.

Das Teisho am Sonntag machte die Scham zum Thema, welche wir als eines der unangenehmsten Gefühle gerne zu vermeiden versuchen. Christoph zeigte verschiedene Vermeidungsstrategien auf, die verhindern, dass wir uns der Scham zuwenden und das Gefühl als wichtigen Hinweisgeber auf Bedürfnisse (im Sinne der Gewaltfreien Kommunikation) nutzen können, die möglicherweise im Mangel sind.

Das Sesshin endete mit der Zufluchtnahme zweier Sangha Mitglieder und einer bewegenden Zeremonie.

Danke an alle, die dabei waren und mit Herz und Engagement zu einem gelungenen Sesshin Wochenende beigetragen haben.

Zen und Permakultur Workshop

Gemeinsam auf dem Weg

Unsere Welt braucht Verbundenheit und wir die Selbstwirksamkeit. Wir können gemeinsam eine Kultur leben, die regenerativ ist.

Immer mehr Menschen schließen sich mit dem Ziel zusammen, ihr Wissen und ihre Werte mit dem von anderen zu verbinden und Lösungen zu kreieren. Grund dafür ist die Erkenntnis unserer heutigen Probleme: Globale Umweltzerstörung, Ressourcenausbeutung, unfaire weltwirtschaftliche Strukturen, zunehmende soziale Konflikte, Tod der Vielfalt.

Daher schauen wir mit dankbaren Augen auf ein von uns freudig herbeigesehntes Wochenende am 20.09 – 22.09.2024, an dem wir gemeinsam Probleme zu Lösungen transformieren wollen, durch das Bewusstsein einer neuen inneren Haltung.
Denn dann beginnen wir wieder, Verantwortung für die Erde, für uns selbst und die nächsten Generationen zu übernehmen.

Ein nahrhaftes Wochenende ist geplant mit gemeinsamer Zeit in Stille, Hügelbeete im Garten bauen und verlängern, Trockenmauern gestalten, Tee trinken, leckeres Gemüse aus dem Garten ernten und gemeinsam genießen. Es gibt Raum für lebendigen Austausch auf Augen- und Pflanzenhöhe, wo wir gemeinsam wachsen und voneinander lernen dürfen.

Unsere inspirierenden Dharma-Freunde, Johanna und Patrick, laden uns – Carolin und Nathalie – zu diesem Wochenende im Kô Getsu An ein, um mit euch gemeinsam den Workshop „Zen und Permakultur“ zum Leben zu erwecken.

Für diese Möglichkeit sind wir den beiden zutiefst dankbar. Denn wer bei Permakultur nur an Gärten denkt, kann hier was für das Leben mitnehmen: Die Prinzipien und Methoden der Permakultur können als Werkzeugkiste für alle Lebensbereiche dienen, so auch für die eigene LebensRaumGestaltung und in Gemeinschaften.

Unser Workshop verwebt diesen ganzheitlichen Ansatz der Permakultur mit der Zen-Praxis. Diese besondere Mischung dient als Einladung, die friedvolle Stille der Zen-Übung in deine sich ständig weiterentwickelnde Betrachtungsweise auf die Dinge und das Leben zu kultivieren. Denn Permakultur ist eine Lebensphilosophie vom gegenseitigen Wirken aller Lebewesen und Elemente, von denen der Mensch nur eines unter vielen ist. Der Mensch ist also selbst Teil des Systems und nicht mehr „Schöpfer“.

Engagierter Buddhismus und unsere Zen Traditionen sind in ihrem Respekt für die Erde und die wechselseitige Bedingtheit aller Lebensformen so fortschrittlich, dass sie als Grundlage für die spirituelle Praxis und gesellschaftliches Handeln dienen.

Du merkst: Während unserem Wochenende lernst du die ethischen Verknüpfungen in der Permakulturgestaltung kennen, die uns Menschen helfen, wieder einen angemessenen Platz in der Natur einzunehmen. Das wünschen wir uns von tiefstem Herzen und möchten dieses Erfahrungsfeld mit Euch verwirklichen im Rahmen dieses stillen Ortes.

Wir freuen uns auf eine achtsame Art der Mit-Gestaltung im September sowohl in unserem Geist, als auch im wunderschönen Garten im Kô Getsu An.

Caro und Nathalie

Termin: 20.09.2024, 18:00 – 22.09.2024, 14:00
Ort: Kô Getsu An

Infos

Sieh es, berühr´es, beiss´es!

Vom 23.08. bis 25.08.2024 war Muhô wieder zu Gast im Kô Getsu An und am gefühlt heißesten Wochenende des Jahres feierten wir gemeinsam ein Sesshin im Antaiji Stil.

Zum Ende des Sesshins hielt Muhô ein Teisho zu den Unterschieden im Zen in Ost und West sowie zur Verwendung des Kyosaku und erläuterte die Bedeutung des Enso und des Enmai Jikku Kannon Gyo auf der von ihm als Gastgeschenk mitgebrachten Kaligraphie.

Das Teisho könnt Ihr auf unserem YouTube Kanal anschauen/anhören:

Hier noch eine kleine Bildergalerie:

Die Hütte ist abgebrannt

Teisho von Charlotte Sei On zum Bogensonntag, Blankenbach 14.07.2024

Ich möchte Euch heute ein Haiku des japanischen Samurai und Dichters Mizuta Masahide nahebringen. Er hat von 1657 bis 1723 in Japan gelebt und war Schüler des berühmten Haiku-Dichters Basho.

Ein Haiku ist ein traditionelles japanisches Gedicht. Man sagt, mit seinen drei Zeilen mit 5 – 7 – 5 Silben, ist es die kürzeste Gedichtform der Welt. (Wobei die Silbenzahl in der deutschen Übersetzung der japanischen nicht immer entsprechen kann.)
Entscheidend bei einem Haiku ist die Konkretheit, der Bezug zur aktuellen Gegenwart. Der Text zeigt die Momentaufnahme einer Situation. Er ist dabei aber so angelegt, dass er gedanklich erst im Erleben des Lesers oder der Leserin vervollständigt wird.

Hier also das Haiku von Mizuta Masahide:

„Die Hütte ist abgebrannt –
Jetzt sehe ich den klaren Mond.“

Krass, oder? Mein erster Gedanke: Das muss ein echter Buddha sein, den nichts aus dem Gleichgewicht bringt. Stell Dir vor: Du kommst nach Hause und Dein Haus ist abgebrannt… Du gehst hinein, steigst über die Trümmer, um vielleicht noch irgendetwas zu retten…
Und – plötzlich – siehst Du den klaren, nicht durch Dach oder Wände verstellten „Mond“. Dieser Erfahrungsmoment ist so stark, dass das Elend des abgebrannten Hauses völlig in den Hintergrund tritt.

Wenn man das Haiku nun nicht wörtlich nimmt, sondern es als Sinnbild für etwas betrachtet, dann sieht die Sache – natürlich – anders aus.
Wir können uns zunächst fragen: Wofür steht die „Hütte“?
„Hütte“ oder „Haus“ sind in unserem Verständnis Begriffe, die für Sicherheit, Geborgenheit, Schutz, Heimat, Verbundenheit usw. stehen. Und damit auch für Dauerhaftigkeit.
Aber: Eine Hütte, ein Haus kann abbrennen oder in Wasserfluten untergehen kann – was man inzwischen ja immer öfter auch in Deutschland sehen und erfahren kann. Allein dieses Beispiel zeigt: Die von uns angestrebte Sicherheit, Geborgenheit, das Zuhausesein gibt es in unserem Leben – wenn überhaupt – allenfalls vorübergehend.
Das Haiku will uns zeigen: Sicherheit ist eine Illusion, solange wir diese Dinge im Materiellen, in Besitz, Status, eben als Dach über dem Kopf suchen.
Und solange wir der Illusion von Dauerhaftigkeit „hinterherlaufen“ werden wir leiden. Auch wenn wir im tiefsten Innern von der Vergänglichkeit aller Dinge, auch von unserer eigenen Vergänglichkeit, wissen; dieses Wissen aber immer wieder verdrängen.
Zu erkennen, dass Geborgenheit und Sicherheit immer nur vorübergehend sind, ein fragiles Gebilde, dass von unzähligen Ereignissen in unserem Leben beeinflusst wird …. Das ist die Befreiung von einer Illusion.

Und das ist, so will es uns das Haiku deutlich machen, nicht etwa eine beängstigende Erfahrung von Schutzlosigkeit, sondern eine wirkliche Befreiung.
Und diese Erfahrung des Freiwerdens von der „Illusion von Dauerhaftigkeit“ in unserem Leben, „öffnet das „Dach unserer Hütte“ und lässt uns den „klaren Mond“ sehen.

Im Buddhismus spielt der Mond eine wichtige Rolle. Steht er doch für das Erwachen, die Erleuchtung.

Man kann sich jetzt vielleicht fragen. Warum eigentlich der Mond – und nicht die Sonne, die doch viel heller strahlt?
Wie wir wissen, hat der Mond kein eigenes Licht. Er wird bestrahlt von der Sonne, er reflektiert das Licht der Sonne.
Und genau so steht ein erwachter Mensch in der Welt. Er spiegelt alles, was ihm begegnet, ohne eigenes Zutun, ohne eigenes Wollen, ohne Beurteilung, wie richtig oder falsch, gut oder schlecht. Er versucht nicht, das Leben – sein Leben und das anderer Menschen – nach seinen Wünschen, seinen Vorstellungen zu formen, zu beeinflussen und zu manipulieren.
Der erwachte Mensch – für den der Mond das Sinnbild ist – strömt im und mit dem Fluss des Lebens. Er bildet kein Hindernis und keinen Widerstand, gegen das, was ihm begegnet.
So, wie der Mond – und natürlich auch alle anderen Planeten, Sonnen, Gestirne im Kosmos – ihren natürlichen Weg gehen. Der Mond will nicht Sonne sein oder Erde. So wie wir so gerne anders wären, größer, schöner, reicher usw.

Hier regt sich jetzt sicher Protest: Ich kann doch nicht alles einfach hinnehmen, Ungerechtigkeit in der Welt, Hunger, Kriege usw.
Auf unsere abgebrannte Hütte bezogen: Heißt das, wir sollen sie nicht wieder aufbauen? Sondern uns still und genügsam den Unbilden des Wetters aussetzen, um uns am sichtbaren Mond zu erfreuen?
Wenn wir ein Dach über dem Kopf haben wollen, Regen- und Kälteschutz, dann sollten wir unsere Hütte natürlich wieder aufbauen. Wenn wir krank sind, sollten wir Medikamente nehmen. Und wenn wir etwas gegen den Hunger in der Welt tun können, dann tun wir das selbstverständlich.

Dem Leben seinen Lauf zu lassen, im Fluss des Lebens zu sein, ist nicht zu verstehen als „einfach alles laufen zu lassen“.
Was wir allerdings bedenkenlos „laufen lassen“, loslassen können, sind unsere Anhaftungen, unsere Wünsche und Vorstellungen, die wir über uns und andere haben, und alle Erwartungen an das Leben und was es bringen soll. Und auch alle Ängste und Befürchtungen, dass uns das Leben etwas bringen könnte, was wir nicht haben wollen.
All das ist Ausdruck unseres Denkens, unseres Egos. Und sobald wir „denken“, sind wir nicht im Sein. Sobald wir denken, etwas in Worte fassen, sind wir nicht mehr in der Situation, in der Erfahrung dieses Moments, in diesem blitzschnell vorübergehenden Augenblick …. und damit auch nicht in der Gegenwart, im Jetzt, in der Wirklichkeit.

Der japanische, 1998 gestorbene Zen-Meister Kosho Uchiyama beschreibt das sehr einfach und klar:

„Die Kluft, durch die ein Gedanke von der unmittelbar en vorliegenden Tatsache getrennt ist, hindert uns daran, das Leben zu sehen, wie es wirklich ist.“

Wir hören einen Vogel singen. Und praktisch im gleichen Augenblick sagt unser Geist: „Eine Amsel! Wie schön!“ Oder: „Eine Krähe! Was für ein hässliches Krächzen.“
Aber die Erfahrung des wirklichen, des „reinen Hörens“ ist in dem Moment zu Ende, in dem sich unser Kopf einschaltet, ein Gedanke entsteht und wir dem „Ding“ einen Namen geben. Und vor allem auch, indem wir – was ebenfalls automatisch passiert – den Gesang beurteilen als „schön“ oder als „nicht schön“!
„Nur Hören“, die Erfahrung des „unkommentierten“ Wahrnehmens – schenkt uns eine – unbedingte – Freude, ein Glück, das allein dadurch entsteht, dass wir in dem Moment tatsächlich eins sind mit dem, was jetzt gerade ist. Es gibt keine Trennung mehr zwischen mir und dem, was ich wahrnehme. Das gleiche gilt natürlich auch für die anderen Sinneserfahrungen…. Sehen, Schmecken, Fühlen, Riechen.

Das Haiku macht also deutlich: „Unsere Hütte“ ist bis unters Dach mit all unseren Vorstellungen, Meinungen, Erwartungen, Wünschen usw. angefüllt.
Wenn es abgebrannt ist, wenn wir also alles losgelassen haben, nicht mehr hängen an dem, was einmal war, oder Ausschau halten, nach dem, was – vielleicht – kommt …. dann erscheint der klare Mond.

Wir sehen dann die Wirklichkeit, wie sie ist, nicht eingefärbt durch unsere persönliche Sicht. Wir reflektieren sie nur – so wie der Mond das Sonnenlicht reflektiert.

Die Frage, die sich jetzt natürlich stellt, ist: Wie schaffe wir es, die immer und automatisch auftretenden Gedanken, und das ebenso automatische Beurteilen all dessen, was uns begegnet, zu beenden?

Die Übung des Sensory Awareness ist hier eine besonders gute Hilfe und auch Dogen Zenjii, der berühmte japanische Zen-Meister des 13. Jahrhunderts, gibt eine Antwort, sogar eine ganz konkrete „Arbeitsanweisung“. Nicht nur, aber vor allem für unsere Meditationsübung:

„Wann immer ein Gedanke auftaucht,
sei Dir dessen bewusst.
Und sobald Du Dir dessen bewusst bist,
wird er verschwinden.
Wenn Du für eine lange Zeit alle Objekte (des Geistes, also die Gedanken) vergisst,
so wirst Du ganz natürlich eins werden.
Dies ist die grundlegende Kunst des Zen.“

Und ich ergänze: Dies ist die wahre Freude des Lebens!

Wenn Du nach der Bedeutung der Worte suchst, frag Dein Herz…

Im Sesshin werden die unterschiedlichen Wege des Großen Lebens zusammen geführt und wir können ein Herz werden. In den Worten der Teishos von Christoph Rei Ho Hatlapa und im Dokusan ebenso, wie im gemeinsamen Schweigen konnten wir am Wochenende, 01.03. – 03.03.2024 diese Verbindung spüren. Für die einen war es die erste Sesshin-Erfahrung, für die anderen ein schon wohlbekanntes Bad in der Energie eines Sesshins. Und so staune ich immer wieder, wie wir in kurzer Zeit, gehalten von einfachen Formen, in diese stille Übereinkunft eintauchen können. Ob im Zazen, beim Samu in Haus und Garten oder beim Essen in der Küche, bewegten wir uns wie ein Körper, jedes an seinem/ihrem Platz. Zum ersten Mal in dieser Rolle, glitten die Teegeberinnen mit erstaunlicher Ruhe und Zielstrebigkeit durch den Raum, im Samu wurde Enormes im Garten umgesetzt und die Kraft der Rezitation verscheuchte die Müdigkeit und Erschöpfung am Morgen und Abend. Es heißt ja, „Platz ist in der kleinsten Hütte“ und so fasste die kleine Einsiedelei alle 18 Menschen und es gab für jede/n die Gelegenheit zum Dokusan mit Christoph.

Hier noch ein paar Eindücke vom Sesshin und ein grosses DANKE an alle, die dabei waren 😀

Meine Zeit im Kô Getsu An

Ein Erfahrungsbericht von Cornelius V.

„Ich hatte im Februar die Möglichkeit 12 Tage das neue Format „Du im Kô Getsu An“ auszuprobieren. Laut Januar-Newsletter kann man im Rahmen dessen 3 Tage bis 3 Monate im Kô Getsu An wohnen und den Alltag mit Johanna und Patrick leben. Kost und Logis sind inklusive, dafür werden 3-4 Stunden Mitarbeit in Haus und Garten erwartet. Alles in allem eine runde Sache und eine gute Idee einen Teil Resturlaub zu investieren, dachte ich mir. So war es dann auch. Die Gartenarbeit war eine willkommene Abwechslung zur Bürotätigkeit. Highlights waren der Bau einer Totholzhecke, einer Schottertreppe und eines Fraßschutzes für den Ahorn.
Die Praxis in der Zendo am Morgen und manchmal am Abend mit Johanna und Patrick war auch schön und noch einmal etwas feierlicher als in der heimischen Zazen-Ecke. Dazu hat man sein eigenes Zimmer und Bad im zweiten Stock des Hauses. Alles in allem kann ich das Format allen sehr empfehlen. Nicht weit vom Alltag gibt es hier ein, wie ich finde, sehr großzügiges Angebot für einen Tapetenwechsel, bei dem man zudem noch den Praxisort Kô Getsu An als aktiver Teil der Sangha bereichern kann“.



Wir haben die gemeinsame Zeit mit Cornelius ebenfalls sehr genossen und freuen uns über weitere Gäste im Kô Getsu An. Wenn Dir das Angebot zusagt komm´ bitte einfach auf eine*n von uns zu, wir schauen dann, welche Zeit für Dich und für uns gut passen könnte.

Du kannst einen persönlichen Aufenthalt hier nicht einrichten, möchtest das Angebot aber für andere unterstützen? Gerne kannst Du dies durch eine Spende an Verein Zen Dojo Bonn e.V. mit dem Vermerk „Du im Kô Getsu An“ tun.