In der schönen Landschaft des Taunus steht die Altbäckersmühle. Ein Zen Tempel in der Linie von Kobun Chino Otogawa Roshi, welcher vor 30 Jahren von Ellen Genki und Kurt KyuSei Österle gegründet wurde. Charlotte SeiOn, bereits 2008 von Genki und KyuSei zur Zen Nonne ordiniert und 2020 zur Zen Lehrerin ernannt, praktiziert seit 1999 in der Sangha der Altbäckersmühle und im San Bo Dojo.
Patrick: Du bist seit über 20 Jahren im San Bo Dojo dabei und fast ebenso lange im Zen-Zentrum Altbäckersmühle in der Nähe von Nassau/Lahn. Du hast sozusagen zwei Heimat-Dojos. Wie ist das, in zwei Sanghas zuhause zu sein? Ist das eher befruchtend oder gab es damit irgendwann auch einmal Probleme?
Charlotte: Nein, ich fühle mich beiden Sanghas gleichermaßen zugehörig und gleichermaßen integriert. Priorität, was den Zeiteinsatz und die Teilnahme an Sesshins betrifft, hat – natürlich – mein Lehrer in der Altbäckersmühle, Kurt KyuSei Österle. Das Bonner Dojo ist sehr offen, es gibt inzwischen einige Praktzierende, die Lehrer sozusagen außerhalb haben. Das wirkt befruchtend, keinesfalls störend.
Patrick: Im neuen Jahr gibt es ja einige Änderungen in der Altbäckersmühle. Kannst Du uns dazu etwas sagen?
Charlotte: Die Altbäckersmühle als Zentrum für Zen-Meditation, Yoga und Zen-Bogenschießen wurde vor 30 Jahren von Ellen Genki und Kurt KyuSei Österle gegründet. Beide sind inzwischen weit über das Ruhestandsalter hinaus und möchten sich ein Stück weit zurückziehen – zumindest räumlich. Sie werden im Januar 2021 nach Wiesbaden umziehen.
Am 20. September haben sie ihren Sohn Michael HoKai Österle in Rahmen einer Bergsitz-Zeremonie als Dharmanachfolger und spirituellen Leiter der Altbäckersmühle eingesetzt. Er übernimmt zugleich das Anwesen als Eigentümer und hat viele Pläne für den weiteren Ausbau, die Programmgestaltung usw.
HoKai hat so formuliert: „Ich wünsche mir sehr, dass die Mühle weiter organisch wächst und Menschen anspricht, die auf der Suche nach Spiritualität und einem Übungsort für eine fundierte buddhistische Praxis sind, die ihre Auseinandersetzung mit den eigenen Lebensthemen in einem unterstützenden, wohlwollenden Umfeld einer Sangha erleben und darin wachsen möchten.“
Patrick: Was ist konkret geplant?
Charlotte: Das Programm für 2021 steht und die neue Homepage www.zen-zentrum-altbaeckersmuehle.de ist online. (Das Buchungsprogramm ist in Arbeit und soll in ca. 14 Tagen laufen.) Hier wird deutlich, dass das Angebot sehr umfangreich und breit gefächert ist.
Alle Veranstaltungen sind im Prinzip gleich aufgebaut: Den Rahmen bildet ein klassisches Sesshin in das unterschiedliche Elemente integriert sind: Yoga, Bogenschießen, Bogenbau, Kalligraphie, Inipi (Schwitzhütte), Zen+Philosophie, Achtsamkeit in der Natur und ein virtuelles Zendo. GenKi und KyuSei werden – wie bisher – diverse Sesshins und ein umfangreiches Yoga-Programm anbieten. Auch Du bist ja mit zwei Angeboten im Oktober eingeplant: Zen und Sensory Awareness mit Stefan Laeng und Zen und Sumi-e (japanische Tuschemalerei) mit Corinna Loelgen.
Auch ganz neue Formate sind geplant: Zum Beispiel eine „Praxisperiode“ vom 01.06.
bis 18.07.2021, jeweils von Montag bis Freitag unter dem Titel: „Meditation und Arbeit“. Jede helfende Hand ist willkommen, das Haupthaus der Mühle braucht Renovation! An den Wochenenden finden dann jeweils Zazenkai statt.
Für den Aus- und Umbau des Hauses und die Gartenanlage hat HoKai viele Ideen und Pläne. In jedem Fall soll eine professionelle Küche eingebaut werden, damit bei Veranstaltungen selbst gekocht werden kann (bisher wurde das Mittagessen von einem Caterer geliefert). Das Dojo soll vergrößert werden und es werden zusätzliche Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen – auch mit Blick auf Corona-Beschränkungen. An den eigenständigen Anbau von Gemüse ist gedacht, an ein Backhaus und vieles mehr.
Patrick: Wer organisiert und begleitet diese vielen Aktivitäten vor Ort?
Charlotte: HoKai lebt in Bayern und ist dort – und auch durch seine Lehrtätigkeit in verschiedenen Zen-Zentren in Deutschland und der Schweiz gebunden. In der Altbäckersmühle soll sich daher eine Hausgemeinschaft etablieren, die das Zentrum durch ihre Praxis maßgeblich trägt und den Ort mit Leben füllt. Hier stehen wir noch am Anfang und sind offen Interessierte, für Ideen und Vorschläge.
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