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Zen Wanderung im Siebengebirge

„Der Weg ist unter unseren Füßen und es ist schön zu sehen, wie wir ihn als Gruppe gemeinsam gehen und doch jede/r mit seinen eigenen Schritten und in ihrem eigenen Tempo unterwegs ist“.

Am 29.08.2020 hätte eigentlich ein Zen Tag mit Muho in Bonn stattgefunden, den wir aber wegen Corona auf 2021 verschoben haben. Aber es gab ein Alternativprogramm. Da unsere letzte Wanderung mit dem Dojo tatsächlich bereits 2009 stattfand, war es an der Zeit, wieder einmal gemeinsam in der Natur unterwegs zu sein. Nachdem wir uns am mittlerweile schon wieder etwas kühleren Samstagmorgen an der Ruine des Chorgewölbes versammelt hatten, begannen wir den Tag mit Zazen vor der Kapelle des Kloster Heisterbach. Das stille Sitzen in der Morgenfrische und das Lauschen auf die Geräusche der Natur, waren eine belebende Erfahrung. Da wir die Zeremonien und Rezitationen im Dojo wegen Corona auf ein Minimum beschränkt haben, war es eine Freude, gemeinsam das Hannya Shingyo im Freien rezitieren zu können. Im Anschluss brach die Gruppe dann unter Führung von Renate zur gemeinsamen Wanderung auf…

Zunächst führte uns der Weg den Petersberg hinauf. Hier wurden wir erst einmal mit grossen abgeholzten Flächen und totem Fichtenbestand konfrontiert, was mir/uns schmerzlich die Zerstörung der Umwelt und auch die Auswirkungen des Klimawandels vor Augen führte.

„Wir nehmen alles an, ohne es zu bewerten oder zu verurteilen. Gleichzeitig übernehmen wir Verantwortung für unser eigenes Handeln und Tun“.

Weiter ging es über den schmalen Bittweg („Zum Ablass auf den Berg“) den Petersberg hinauf. In früheren Zeiten wurde dieser Weg oft von Menschen gegangen, die auf ihrem Anstieg eine Bitte im Herzen trugen. Der Wald wurde dichter und auch wieder grüner und der Weg teilweise schmal und steinig. Oben angekommen, hatten wir von der Terrasse des ehemaligen Gästehaus der Bundesregierung und heutigen Steigenberger Hotels, eine großartige Aussicht über das Rheintal. Der weitere Weg führte uns dann zunächst wieder ein Stück hinunter ins Tal und weiter den Nonnenstromberg hinauf.

Das wunderbare Wetter und ein ganz besonderes Licht im Wald, machten unseren schweigenden Anstieg (fast) zu einer mystischen Erfahrung. Verschiedene Landmarken, wie eine alte Eiche und ein Steinhügel waren schöne Gelegenheit zum Innehalten. Die letzten Meter vor dem Einkehrhäuschen Waidmannsruh führten uns über einen Bergkamm, von dem aus es links und rechts tief ins bewaldeten Tal hinunter ging…

Während einer kurzen Rast im Einkehrhäuschen, hörte eine Teilnehmerin, von der Toilette aus, die Glocke an der Durchreiche der Küche, welche signalisiert, dass ein Essen herausgegeben werden kann. Sie machte unwillkührlich Gasshô und wunderte sich anschließend über die eigene Konditionierung (Pawlow).

Anschließend war es nicht mehr weit zur letzten Station unserer stillen Wanderung, dem Stenzelberg. Die besondere Landschaft des Stenzelberg, einem ehemaligen Steinbruch, der an eine Wild-West Szenerie oder auch andalusisches Hinterland erinnert, war noch einmal sehr eindrucksvoll. Zum Ende der Wanderung und vor dem gemeinsamen Picknick gab es von Babis noch eine kurze QiGong Einheit, in der wir unsere Körper lockern und dehnen und das Chi einsammeln konnten.

Beim anschließenden Mittagessen und einer wunderbaren Aussicht über den Rhein in Richtung Bonn, wurde das Schweigen gebrochen und zum geselligen Teil übergegangen. Der Rückweg führte dann vom Stenzelberg über den Weilberg zu einem (leider schon vor Jahren umgekippten) See im ehemaligen Steinbruch und einem Gruppenfoto.

Danke an Renate, Christoph, Annette und Babis für die tolle Organisation und Durchführung unserer Zenwanderung. Die gemeinsame Praxis in der Natur ist eine belebende Erfahrung und dieser Tag macht wahrlich Lust auf mehr…

„Dogen rät uns, die Bewegung der Berge zu studieren. Er spricht explizit vom Gehen der Berge. Er sagt, wir sollten dies nicht bezweifeln, wenn wir unser eigenes Gehen, unser eigenes Leben verstehen wollen“.