Fuyo Dokai lehrte: „Die Berge bewegen sich ständig“.
Im Shobogenzo Sansuigyo, dem Sutra der Berge und des Wassers sagt Dogen, „Du solltest ganz genau die Bewegung der Berge erforschen. Weil sie sich bewegen, sind sie im Gleichgewicht. Das Gehen der Berge ist wie das Gehen der Menschen. Wenn Du bezweifelst, dass die Berge gehen, verstehst Du Dein eigenes Gehen nicht. Wenn Du Dein eigenes Gehen kennst, kennst Du auch das Gehen der Berge. Du solltest also das Gehen der Berge und Dein eigenes Gehen studieren.
Gehe vorwärts und auch rückwärts. Das Vorwärtsgehen und das Rückwärtsgehen ist unbegrenzt, es hat nie aufgehört und hat sich niemals behindert“.
Im Oktober 2019 bietet das San Bo Dojo erneut zwei „Zen & Sensory Awareness“ Workshops mit Stefan Laeng an. Während dieser Workshops können die Teilnehmenden ihr Gehen, Sitzen, Liegen und Stehen erforschen.
Der Buddha sagte: „Alle Dinge sind ursprünglich frei. Sie verweilen nirgends“.
Hier könnt Ihr Euch über die Vielfalt der buddhistischen Gruppen/Aktivitäten in Bonn informieren. Auf den Gruppenseiten stellen sich die einzelnen Gruppen vor und das San Bo Dojo ist natürlich auch vertreten. Außerdem gibt es einen gemeinsamen Veranstaltungskalender, über den Ihr u.a. auch die Termine der buddhistischen Filmreihe findet und vieles mehr…
Danke auch an Nicole Ness von Achtsames Webdesign für die Umsetzung und ihr Engagement.
„Wenn jemand zu Boden gefallen ist, steht er auch wieder mit dem Boden auf. Wenn sich jemand vom Boden entfernen wollte, um aufzustehen, wäre dies unmöglich“
Dogen sagt im Kapitel „Inmo“ des Shobogenzo:
„Du fällst und schlägst auf dem Boden auf. Doch du nutzt den Boden auch, um wieder aufzustehen. Du kannst gar nicht anders. Der Boden, auf den du fällst, ist „Es“ und der Boden, der Dir hilft aufzustehen, ist ebenfalls „Es“. Buddha‘s Verwirklichung ist genau wie jemand, der den Boden nutzt, um vom Boden aufzustehen. So haben es alle Buddhas getan und so können wir es auch tun.
Gleichzeitig kann der, der gefallen und am Boden ist, nur aufstehen, wenn er sich auch auf die Leerheit stützt. Wer sich umgekehrt auf die Leerheit stützt, wenn er gefallen ist, kann nur aufstehen, wenn er sich auch auf den Boden stützt.
Du musst die Dimension des Bodens und der Leerheit verstehen uns selbst erfahren“.
Das was wir Sitzen nennen, Zazen, ist keine Einzelleistung. Es wäre gar nicht möglich, ohne die Unterstützung einer Vielzahl von belebten und unbelebten Dingen. Da ist das Dojo, der Raum, der uns Schutz bietet. Der Boden, der uns Halt gibt, unsere Körper empfängt und unsere Aufrichtung unterstützt. Die Luft, die wir gemeinsam atmen und deren Rhythmus uns im gegenwärtigen Moment verankert. Wach für die vielen Begegnungen, eine intime Berührung des Lebens.
Wie bin ich jetzt hier?
Nicht als „Ich“, die gedachte, unabhängige Größe, die aus sich selbst heraus existiert, sondern als Beziehung in einem unendlichen Netzwerk…
Samu ist der äußere Ausdruck von Spurlosigkeit. Wenn wir Zazen praktizieren, nehmen wir eine Haltung des Geistes ein, der die Gedanken vorbeiziehen lässt, so dass sich keine Bewertungen und Konzepte verfestigen können. Wenn wir Samu praktizieren, tun wir dies ohne Gedanken an Gewinn oder Verlust. Wir reinigen die Räume, schneiden das Gemüse, stellen benutzte Dinge wieder an ihren Platz und verlassen einen Ort, so wie wir ihn vorgefunden haben. So erhalten wir einen Raum, in dem Neues geschehen kann…
Bernie Glassman schreibt in seinen Anweisungen für den Koch:
„Während Samu machen wir uns keine Sorgen darüber was wir in der Vergangenheit alles hätten tun sollen oder darüber was wir in der Zukunft noch alles tun müssen. Es ist dabei unwichtig, ob etwas unserer Meinung nach schmutzig oder sauber ist. Wir reinigen einfach alles. Der Vorgang des Reinigens verändert den Menschen ebenso wie die Räume, die gereinigt werden und die Menschen, die diese Räume betreten. So reinigen wir unseren Geist. Um jedem Augenblick so offen wie möglich begegnen zu können, bemühen wir uns, alles „sauber“ und frei von Einflüssen der Vergangenheit zu halten, wie nur möglich. Wenn Gedanken auftauchen, lassen wir sie ziehen und konzentrieren uns wieder auf unsere Atmung…“
Wir sind ein offenes Stadt Dojo und jede/r ist bei uns herzlich willkommen. Die Praxis ist jedoch immer nur so stark wie die Sangha, die sie trägt. So gern wir Gäste empfangen und interessierten Menschen die Gelegenheit geben wollen, die Praxis des Zazen kennenzulernen, braucht es für die Zen Praxis eine gewisse Verbindlichkeit. In Japan gibt es die Empfehlung, sich einer Sache für mindestens ein Jahr zu widmen, bevor man eine Entscheidung dafür oder dagegen trifft. Während unserer Zen Praxis gehen wir durch Höhen und Tiefen und es ist schade, beim ersten Aufkommen von Schwierigkeiten das Handtuch zu werfen.
„Arbeite mit anderen zusammen um einen Ort für die Praxis zu schaffen, an dem ernsthafte Übende ohne unnötige Sorgen sich der Praxis widmen können“ (Uchiyama Roshi).
Zen und Sensory Awareness. In Form und Praxis verschieden, zeichnet beide gleichzeitig eine wunderbar bereichernde Verwandtschaft aus, welche sich auch in der Begegnung und dem Zusammenwirken von Shunryu Suzuki Roshi und Charlotte Selver zeigte. Das folgende Gespräch ist ein Auszug eines Interviews, welches Stefan Laeng als Teil des Charlotte Selver Oral History and Book Projects geführt hat. Yvonne Rand ist Meditationslehrerin und Zen-Priesterin in der Soto Tradition. Sie begann mit ihrem Studium und der Praxis des Zen mit Suzuki Roshi im Jahr 1966 und wurde Dharma-Nachfolgerin von Dainin Katagiri Roshi.
Yvonne Rand: Das
erste Mal haben Charlotte Selver und Suzuki Roshi 1967 gemeinsam in San
Francisco gelehrt. Es war ihre erste Begegnung überhaupt und sie taten
alles gemeinsam. Er leitete einen Teil des Tages und sie leitete einen
Teil des Tages, und er war dann vollständig Teilnehmer. Seine
Schüler*innen bemerkten das. Oh, das ist also eine Lehrerin, der wir
Aufmerksamkeit schenken sollten. Auf der anderen Seite waren da auch
einige Schüler*innen von Charlotte, die von Suzuki Roshi und seiner
Lehre angetan waren.
Ich erinnere mich an einen der ersten Sensory Awareness Workshops von
Charlotte in Green Gulch. Sie hatte einige grosse Steine dabei. Sie bat
uns, uns auf den Boden zu legen und die Steine auf unterschiedliche
Stellen des Körpers zu legen, um die Aufmerksamkeit in den Körper zu
bringen. Suzuki Roshi war begeistert von all dem. Selbst heute noch
richten wir Amerikaner unsere Aufmerksamkeit vor Allem auf die Region
über dem Hals. Ich glaube, er war sehr froh diese Affinität und
Gemeinsamkeit in ihrer Arbeitsweise zu spüren.
Für Suzuki Roshi, der Steine liebte – er war vernarrt in Steine – war
klar, dass sie etwas zu bieten hatte, das fehlte. Hier war jemand, die
Steine in ihrer Arbeit nutzte, um ihre Schüler*innen in eine Art
Erwachen für die Sinne und Körperlichkeit einzuführen, die es jeder und
jedem erlaubten, aufmerksam zu werden für die eigene Erfahrung.
Für einen japanischen Zen-Priester in den USA war körperbasierte
Arbeit und Praxis zu dieser Zeit ungewöhnlich. Eine Westlerin zu finden,
die eine Arbeit wie Charlotte anbot und die so stark mit dem Zen und
seinen eigenen Erfahrungen harmonisierte, war selten. Ich glaube,
manchmal war er auch ganz schön einsam. Natürlich hatte er eine enge
Verbindung zu seinen Schüler*innen. Aber die kollegiale Verbindung mit
einer Lehrerin hat halt nochmals eine andere Qualität. Darin fand er
wohl auch Bestätigung.
Die meisten amerikanischen Zen-Schüler*innen hatten einen Hang zum
Dogmatismus – als hätten manche Leute Scheuklappen an. Wenn Zen Praxis
nicht streng und formal war, dann war es keine Zen Praxis. Wenn Du aber
auf die Zen Geschichte in China, Vietnam oder Japan zurück schaust, gab
es da immer auch die Sonderlinge und all die verschiedenen Formen, die
als Ausdruck des Buddhismus anerkannt sind, des Zen im Besonderen.
Mein Eindruck von Suzuki Roshi war, dass es ihm sehr klar war, dass
Sensory Awareness eine spirituelle Praxis ist, eine die den Menschen
erfahren lässt, wie man vom Hals abwärts erwacht. In einer Weise sind
Charlottes Unterweisungen später in ihrem Leben in unsere Gemeinschaft
integriert worden, die ansonsten in erster Linie auf den Buddhismus und
die Lehren von Suzuki Roshi konzentriert war. Charlotte und ihre Schüler
fühlten, dass es da eine Verwandtschaft gab und das haben dann auch die
Zen-Schüler*innen gefühlt.
Ich erinnere mich an
ein Gespräch mit Suzuki Roshi über seine Erfahrungen, gemeinsam mit
Charlotte zu unterrichten. Er sagte etwas darüber, wie sie die Elemente
einer Zeremonie in ihr Tun einbrachte, eine Zeremonie, die
körperorientiert war.
Stefan Laeng:
Es ist interessant, dass Du die Wichtigkeit von Zeremonien und Ritualen
erwähnst und wie Sensory Awareness und Charlotte daran Anteil hatten,
weil…
Yvonne Rand: Das war Suzuki Roshi´s Sichtweise.
Stefan Laeng: …Charlotte vermied Zeremonien und Rituale.
Yvonne Rand:
Naja, sie tat es und tat es auch nicht. Man könnte argumentieren, dass
ein Essen auf der Terrasse bei ihrem Haus in Muir Beach – unter dem
Deckmantel, ‘lasst uns zusammen essen’ – alles von einem Ritual oder
einer Zeremonie hatte. In meiner Wahrnehmung waren eine Mahlzeiten mit
Charlotte und Charles eine heilige Praxis, eine spirituelle Praxis. Das
war mir sehr klar. Das war eine der Sachen, die ich an Charlotte so
geschätzt habe. Weil ich fühlte, es gab da eine Art und Weise in der
Suzuki Roshi – wie soll ich sagen? Ich fühlte, dass er immer präsent
war, wenn ich zu ihrem Haus dort oben ging, um mit Charlotte und Charles
zu essen. Ich glaube, Suzuki Roshi hätte das gemocht. In gewissem Maße
war es auch die Art, wie Charlotte ihr Haus eingerichtet hatte, wie sie
Kleider trug, all die Dinge, die sie während ihres Unterrichts tat und
wie sie den Arbeitsraum gestaltete. Da war immer ein rituelles Element
mit dabei.
Außerdem glaube ich, dass Charlotte vielleicht die erste Person war, die
es aushielt, wenn auf dem Esstisch nicht alles zusammen passte. Die
Teller stimmen nicht notwendigerweise überein, das Silberbesteck passte
mit Sicherheit nicht zusammen. Die Servietten passten oder passten eben
nicht. So war auch dies eine Art Spiel. Ich habe nie erlebt, dass sie
einer Notwendigkeit von Perfektion anhing. Sie wollte wirklich Raum
geben für das Besondere in jedem Menschen. Diesen Sinn für
Einzigartigkeit verkörperte sie wirklich, denke ich.
Stefan Laeng: Ja, auch wenn es schien, als wäre es egal, ob Dinge zusammen passten oder nicht, geschah das nicht aus Gleichgültigkeit.
Yvonne Rand:
Es war nicht chaotisch. Das Ergebnis war immer harmonisch. Sie hatte
einen ausgeprägten Sinn für die Inszenierung. Und ich glaube, dass
dieser Sinn für Ästhetik den Charlotte kultivierte, für Suzuki Roshi
einfach passte. Da spürte er eine wirkliche Verwandtschaft mit ihr.
Diese gemeinsame Begeisterung war ein echtes Geschenk für ihn, eine Form
von Freundschaft. Ich glaube, dies war einer der Gründe, warum er so
wohlwollend war und scharf darauf, dass sie seine Schüler*innen
unterrichtete.
Kürzlich dachte ich an ein Sesshin mit Suzuki Roshi und dabei kam mir auch Charlotte in den Sinn. Er sagte zu mir: „Es
ist richtig, dass ich manchmal der Lehrer bin und Du die Schülerin.
Aber es ist genauso wahr, dass Du manchmal die Lehrerin bist und ich der
Schüler“. Ungefähr ein Jahr zuvor fuhr ich ihn nach einem
Thanksgiving Essen von Tassajara zurück. Wir kamen im Sokoji (der Tempel
in San Francisco) ungefähr um Mitternacht oder ein Uhr morgens an. Er
schlief die ganze Fahrt. Das war normal für ihn. Und natürlich wachte er
frisch wie der Frühling auf und fing an, mir eine Unterweisung in
Vertrauen zu geben. Es begann mit, „Ich vertraue niemandem“. Er
machte sich Sorgen über seine Schüler*innen, weil er fühlte, dass sie
so sehr danach verlangten, ihm zu vertrauen. Und er sagte: „ Aber
ihr seid auf dem Holzweg. Manchmal bin ich vertrauenswürdig und manchmal
nicht. Wie wäre es, wenn Ihr Euch selbst vertraut? Weshalb projiziert
ihr das auf mich?”
Charlotte hatte einen
bestimmten Hang zum – das Wort was mir einfällt passt nicht ganz – einen
Hang zum Unfug. Eine Vorliebe zum ungezogen sein, etwas frech und
spielerisch, so wie er auch.
Ich fuhr Suzuki
Roshi oft nach Tassajara. Und einmal, auf der Höhe des Bergrückens,
bevor wir nach Tassajara runterfuhren, auf der anderen Seite eines
Stacheldrahtes, wuchsen Farne auf der Weide. Sie waren noch jung und
eingerollt, man nennt sie dann Becherfarn/Straußenfarn. In diesem
Stadium sind sie in Japan eine echte Leckerei. Suzuki Roshi sagte:
„Yvonne, stop. Halt an“. Und er zeigte rüber und sagte: „Ich möchte,
dass Du mir so viele davon holst, wie nur möglich. Hast Du etwas, wo Du
sie reintun kannst?“ Und ich erwiderte: „Aber Suzuki Roshi, da steht ein
großes „Kein Durchgang“ Schild“. Er sagte: „Ignoriere es!“
Stefan Laeng: Ich lache, weil ich mit Charlotte ganz genau solche Dinge tat.
Yvonne Rand:
Genau. Das ist es, was ich meine. Beide hatten diesen Schalk. Er
stellte also seinen Fuss auf den Stacheldraht, so dass ich durchrutschen
konnte und dann ging er zurück und setzte sich ins Auto, kurbelte das
Fenster runter, gab mir Anweisungen, wann es genug sei. Das war als ich
so gut wie den gesamten Farnbestand dezimiert hatte. Und dann sagte er:
„Ok, wir müssen nun schnell nach Tassajara. Fahr so schnell zu kannst“.
Und dann ging er direkt in die Küche und machte Becherfarn/Straußenfarn
Suppe. Er hat sich so riesig gefreut, dass er es kaum aushielt.
Stefan Laeng: Das hätte Charlotte sein können.
Yvonne Rand:
Ja. Ich glaube, es ist – wie soll ich sagen? Als Suzuki Roshi den Farn
sah, gab es diese spontane Begeisterung, einen Enthusiasmus und eine
Erregung – er hat fast gesabbert, so begeistert war er. Ich denke, in
dieser Art von sich körperlich äussernder Begeisterung waren sie sich
sehr ähnlich.
In Bezug auf meine
eigene Unterweisung als Zen-Lehrerin werde ich von Traditionalisten
gerne als Eklektikerin gesehen aber das ist meiner Meinung nach absolut
nicht zutreffend. Irgendwie gibt es diese Vorstellung, in der die
japanische Zen-Tradition als vom Körper entkoppelt missverstanden wird.
Die Arbeit von Charlotte und Charles hatte daran Anteil, dass Zen in
Amerika sich dem somatischen Bereich öffnete, dass die Aufmerksamkeit
wieder im Körperlichen, in den Sinnen verankert wurde und zwar auf eine
Weise, die aus Europa kam, nicht aus Asien.
Stefan Laeng: Würdest Du also sagen, dass was Du von Charlotte gelernt hast, sich heute in Deiner Arbeit auswirkt?
Yvonne Rand:
Unbedingt. Charlotte half mir zu verstehen, dass insbesondere für uns
Westler, die wir so enorm viel Betonung auf’s Denken legen und
Erfahrungen auf körperlicher Ebene gerne missachten oder herabsetzen, es
wichtig ist zu erkennen, wie verlässlich Körperempfindungen sind, so
wie es das Denken zwar sein kann aber oft nicht ist. Sie machte es mir
möglich die Erfahrung zu wertschätzen, wenn Du Geh-Meditation machst und
Deine Füsse tatsächlich mit dem Boden in Kontakt sein läßt. In diesem
Zusammenhang denke ich wirklich an Charlotte. Die Wahrnehmung beim Gehen
die Bewegung der Luft im Raum zu spüren. Viele Meditierende sind so in
ihrem Kopf, dass sie sich wundern, wenn du sowas sagst. Worüber redest
Du? Ich glaube, dass die Essenz von Charlottes Arbeit darin lag, allem
unsere Aufmerksamkeit durch die Sinne zu schenken. Und die Tatsache,
dass sie aus ihrer eigenen Erfahrung als Westlerin und aus einer
westlichen Tradition schöpfte, ist von grosser Wichtigkeit für mich.
Ich denke, dass sie eine wichtige Person für diejenigen von uns war, die
die Chance hatten mit ihr arbeiten zu dürften und gleichzeitig Zen zu
praktizieren. Auf eine Weise brachte ihre Arbeit alles zum Leben. Es gab
es bei ihr keine Chance in Starrheit zu verfallen.
Charlotte Selver wurde
1901 in Ruhrort/Duisburg geboren. Ab 1921 hat sie sich bei Rudolf Bode
zur Lehrerin der Ausdrucksgymnastik ausgebildet. Nachdem sie 1923 die
Berliner Gymnastiklehrerin Elsa Gindler kennenlernte, hat sich ihre
Arbeit tiefgreifend verändert. Gindler entwickelte in der Zeit zusammen
mit dem Musikpädagogen Heinrich Jacoby eine Arbeitsweise, die sich von
vorgegebenen Übungen löste und die Schüler*innen in
Arbeitsgemeinschaften zu einem probierenden Erforschen ihres Verhaltens
aufforderte, um so ihr Potential autonom und authentisch zu entwickeln.
Charlotte Selver hat diesen Ansatz übernommen und ihn sich über viele
Jahrzehnte zu eigen gemacht. Als Jüdin musste sie 1938 Deutschland
verlassen und hat sich in den USA einen Namen als Pionierin des “Human
Potential Movements” gemacht. Sensory Awareness, wie sie ihre Arbeit
nannte, war ab den 1950er Jahren von bedeutendem Einfluss auf viele
heute bekanntere somatische Arbeitsweisen. Ihre Begegnung zu dieser Zeit
mit führenden Lehrern des Zen in den USA hat sowohl sie wie auch die
Entwicklung des Buddhismus im Westen geprägt. Charlotte Selver starb
2003 in Muir Beach, Kalifornien.
Das San Francisco Zen Center wurde 1962 von Shunryu Suzuki Roshi
(1904 – 1971) und seinen amerikanischen Schüler*innen gegründet. Suzuki
Roshi, ein japanicher Zen-Priester der Soto Linie, kam 1959 im Alter
von 54 Jahren nach San Franzisko. In Japan ein respektierter
Zen-Meister, war er beeindruckt von der Ernsthaftigkeit und Qualität des
„Anfänger Geists“ der zen-interessierten Amerikaner, die er traf und
entschied sich zu bleiben. (Von der Webseite des San Franzisko Zen
Center. Mehr Infos unter: www.sfzc.org)
Yvonne Rand (*23.09.1935 – † 19.08.2020) war Meditationslehrerin und „Laien-Haushälterin“ Zen-Priesterin in der Soto-Zen Tradition. Sie begann mit ihrem Studium und der Praxis des Zen mit Suzuki Roshi im Jahr 1966 und wurde Dharma-Nachfolgerin von Dainin Katagiri Roshi. Yvonne war Sekretärin des San Franscico Zen Center in den ’60ern, Vorsitzende in den ’70ern und Vorstandsvorsitzende in den ’80er Jahren. Weitere wesentliche Lehrer*innen waren Maureen Stuart Roshi, Seine Heiligkeit der Dalai Lama, der ehrwürdige Tara Tulku und Shodo Harada Roshi. Ihre hauptsächliche Praxis war das Zen, bereichert durch die Praxis und die Unterweisungen der Theravada Tradition und Vipassana. Yvonne Rand ließ auch Einsichten der psychotherapeutischen Traditionen in ihre Arbeit einfließen. Gleichzeitig erforschte sie die Bedeutung der Kunst und des Gärtnerns als Geistestraining.
Weitere Infos zum Charlotte Selver Oral History and Book Project von Stefan Laeng unter: www.charlotteselverbook.org
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